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=== | === Königin mit Hofstaat: Die Honigbiene Apis mellifera === | ||
Es hat zwar wenig mit Ameisen zu tun, aber mir ist ein nettes Bild von einer markierten Honigbienenkönigin mit schön ausgeprägtem Hofstaat geglückt. Schön kreisförmig stehen Arbeiterinnen mit dem Kopf zur Königin, die gerade bei der Eiablage ist. Zuchtköniginnen sind mit einem auf den Thorax geklebten "Nummernschild" gekennzeichnet. | Es hat zwar wenig mit Ameisen zu tun, aber mir ist ein nettes Bild von einer markierten Honigbienenkönigin mit schön ausgeprägtem Hofstaat geglückt. Schön kreisförmig stehen Arbeiterinnen mit dem Kopf zur Königin, die gerade bei der Eiablage ist. Zuchtköniginnen sind mit einem auf den Thorax geklebten "Nummernschild" gekennzeichnet. | ||
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Vielerorts sieht man Schau-Bienenstöcke, wo man Einblick in das Nest hat, wenn man eine Klappe vor der Wabe (sie ist hinter Glas) öffnet. Ich musste aber recht zahlreiche solche Schaueinrichtungen ansehen, bis ich nun im Heidelberger Zoo einmal Erfolg hatte. (A. Buschinger 29.05.06) | Vielerorts sieht man Schau-Bienenstöcke, wo man Einblick in das Nest hat, wenn man eine Klappe vor der Wabe (sie ist hinter Glas) öffnet. Ich musste aber recht zahlreiche solche Schaueinrichtungen ansehen, bis ich nun im Heidelberger Zoo einmal Erfolg hatte. (A. Buschinger 29.05.06) | ||
=== Königin für einen Sommer: Die Erdhummel Bombus terrestris === | |||
Die Erdhummel-Königin hat sich im Herbst verpaart. Gut versteckt in einem passenden Unterschlupf hat sie den Winter überstanden und geht nun daran, ein Nest zu bauen und ihre ersten Arbeiterinnen aufzuziehen. Hier, am 22.März.2005, sucht sie Nektar in den Blüten des Seidelbast (Daphne mezereum). Den Nektar benötigt sie als Treibstoff, als Energiespender für ihre ausgedehnten Flüge, auf denen sie eine Nistgelegenheit suchen muss, z.B. einen verlassenen Mäusebau. Pflanzenfasern, Haare, Federn, Moos werden zum Teil mit Nektar zu einem gut gepolsterten Nest verklebt und verwoben. Mit Wachs, das sie auf der Körperoberfläche „ausschwitzt“, baut sie darin ein paar aufrecht stehende Zellen. Die werden mit Pollen und Nektar aufgefüllt und mit jeweils einigen Eiern belegt. Im Bild rechts allerdings sammelt sie keinen Pollen: Es ist noch kalt am Morgen, und so kuschelt sie sich tief in die Blüte der Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris): Solche großen Blüten erzeugen nämlich Wärme, heizen sich um ein paar Grad gegenüber der Umgebung auf! | |||
Die ersten Hummel-Arbeiterinnen sind noch sehr klein, ähnlich wie die „Pygmäen“ bei der Koloniegründung von Ameisen. Im Lauf des Sommers schlüpfen immer größere Arbeiterinnen, später dann junge Königinnen und Männchen. Das Volk samt der Gründerkönigin stirbt im Spätsommer/ Herbst ab, die jungen Geschlechtstiere verpaaren sich, und nur die begatteten Jungköniginnen überwintern. Mit ihnen fängt es im Frühling wieder an, siehe oben! | |||
[[bild:Bombus terrestris.jpg]] | |||
[[bild:Bombus-Kopula-3240.jpg]] | |||
- Hier könnte jemand ein schönes Bild von einem Hummelvolk einfügen! - | |||
=== „Königinnen“ ohne Volk: Die Blaue Holzbiene Xylocopa violacea === | |||
Keine sozialen Hautflügler, sondern „solitäre“ Bienen sind die blauschwarzen Holzbienen der Art Xylocopa violacea. | |||
Jedes Weibchen nagt sich in morschem Holz eine Brutröhre, in der es hintereinander mehrere Kammern mit Pollen füllt und je ein Ei hineinlegt. Das Tier links hat in einem Bambusrohr überwintert und kommt gerade heraus um sich zu sonnen (07.04.06). Rechts ist (vielleicht) ihre Mutter, aus dem Vorjahr (10.06.05), beim Pollensammeln auf einer Marguerite. | |||
Die Wärme liebende Art ist schon lange im Südwesten Deutschlands heimisch, z.B. im Kaiserstuhl. In den letzten 10-15 Jahren hat sie sich weiter nach Norden ausgebreitet und ist nun schon recht häufig im Raum Frankfurt/M. anzutreffen, aber auch noch viel weiter nördlich. Bei uns im Garten (bei Darmstadt) brütet sie regelmäßig seit einigen Jahren. (A. Buschinger, 02.06.06) | |||
[[bild: Xylocopa violaceoa.jpg]] | |||
=== „Königinnen“ ohne Volk: Die Mauerbiene Osmia cornuta === | |||
Wie die Holzbiene Xylocopa, so ist auch die Mauerbiene Osmia cornuta eine solitäre Bienenart. Gerne nistet sie in Löchern im Holz, die in der Natur meist von Käferlarven gebohrt wurden. Die heraus gesägte, dicke Scheibe z.B. eines Kirschbaums, mit passenden Bohrungen künstlich präpariert (ca. 7 mm Durchmesser, 7 cm tief), wird gerne als Nistgelegenheit genutzt. Zeitig im Frühjahr (hier 22. März 2005) schlüpfen die jungen Männchen und Weibchen. Im Bild links versammeln sich Männchen vor den Löchern und warten auf schlüpfende Weibchen. | |||
In der Bildmitte hat ein Männchen Glück gehabt (es ist an dem weißen Haarbüschel im Gesicht erkennbar). Nach der Paarung „bewacht“ es das Weibchen noch für etwa ½ Stunde. | |||
Das begattete Weibchen sammelt dann Pollen (Bild rechts), hier in der Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), lagert ihn in einem Bohrgang ein und legt ein Ei darauf. Es wird eine Zwischenwand aus Lehm eingezogen und eine weitere Zelle angelegt, bis die Brutröhre mit 6-8 Zellen voll ist. Nach außen wird ein dicker Lehmverschluss aufgebracht, wie im Bild links noch zu sehen. | |||
Die Entwicklung der Larven erfolgt über den Sommer. Die Puppen überstehen den Winter in der Brutröhre, im Frühjahr schlüpfen die jungen Bienen. | |||
[[bild:Osmia_cornuta.jpg]] | |||
=== Milben gibt es auch bei Xylocopa! === | |||
Die Xylocopa auf dem Bild trägt scheinbar einen braunen Pelzkragen. Bei genauerem Hinsehen sind es unzählige [[Milben]]! | |||
Das bedauernswerte Tier kroch, flugunfähig, am 10. August 2007 vor meinem „Bienenstand“ herum. Nach ein paar Fotos habe ich es in Alkohol gegeben. Bereits ein paar Tage vorher lag eine tote Holzbiene vor den Nistgelegenheiten: Sie sah irgendwie hell, puppenartig, aus, aber ich habe sie nicht weiter untersucht. | |||
Bei den Parasiten handelt es sich um phoretische Milben, die also nicht direkt an den Bienen saugen, sondern sie „nur“ als Transportwirte benutzen. | |||
Was jetzt im Sommer schlüpft, ist die Generation 2007, Nachkommen der aus 2006 überwinterten Bienen. Normal würden die jetzt geschlüpften Bienen überwintern und im nächsten Jahr Brutröhren bauen um darin ihre Nachkommenschaft heranwachsen zu lassen. | |||
Anscheinend haben sich die Milben in den Brutröhren des Sommers 2007 so unmäßig vermehrt, dass sie das „Bienenbrot“ teilweise verzehrt haben, so dass die Bienen selbst sich nur zu schwachen Hungerformen entwickeln konnten. | |||
Seit ein paar Jahren beobachte ich, dass „meine“ Xylocopa auch vorhandene Brutröhren wieder verwenden und sie allenfalls noch etwas erweitern und ausbauen. In diesem Fall könnte eine besonders große Milbenpopulation entstehen, aber eine stark infizierte Biene würde auch ein neu angelegtes Nest gleich ordentlich mit Milben verseuchen. | |||
[[bild:Xylocopa-Milben-03-web.jpg]] | |||
(A. Buschinger, 05. September 2007) | |||
[[Kategorie:Andere Tiere]] |
Aktuelle Version vom 25. August 2013, 16:34 Uhr
Königin mit Hofstaat: Die Honigbiene Apis mellifera
Es hat zwar wenig mit Ameisen zu tun, aber mir ist ein nettes Bild von einer markierten Honigbienenkönigin mit schön ausgeprägtem Hofstaat geglückt. Schön kreisförmig stehen Arbeiterinnen mit dem Kopf zur Königin, die gerade bei der Eiablage ist. Zuchtköniginnen sind mit einem auf den Thorax geklebten "Nummernschild" gekennzeichnet.
Vielerorts sieht man Schau-Bienenstöcke, wo man Einblick in das Nest hat, wenn man eine Klappe vor der Wabe (sie ist hinter Glas) öffnet. Ich musste aber recht zahlreiche solche Schaueinrichtungen ansehen, bis ich nun im Heidelberger Zoo einmal Erfolg hatte. (A. Buschinger 29.05.06)
Königin für einen Sommer: Die Erdhummel Bombus terrestris
Die Erdhummel-Königin hat sich im Herbst verpaart. Gut versteckt in einem passenden Unterschlupf hat sie den Winter überstanden und geht nun daran, ein Nest zu bauen und ihre ersten Arbeiterinnen aufzuziehen. Hier, am 22.März.2005, sucht sie Nektar in den Blüten des Seidelbast (Daphne mezereum). Den Nektar benötigt sie als Treibstoff, als Energiespender für ihre ausgedehnten Flüge, auf denen sie eine Nistgelegenheit suchen muss, z.B. einen verlassenen Mäusebau. Pflanzenfasern, Haare, Federn, Moos werden zum Teil mit Nektar zu einem gut gepolsterten Nest verklebt und verwoben. Mit Wachs, das sie auf der Körperoberfläche „ausschwitzt“, baut sie darin ein paar aufrecht stehende Zellen. Die werden mit Pollen und Nektar aufgefüllt und mit jeweils einigen Eiern belegt. Im Bild rechts allerdings sammelt sie keinen Pollen: Es ist noch kalt am Morgen, und so kuschelt sie sich tief in die Blüte der Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris): Solche großen Blüten erzeugen nämlich Wärme, heizen sich um ein paar Grad gegenüber der Umgebung auf! Die ersten Hummel-Arbeiterinnen sind noch sehr klein, ähnlich wie die „Pygmäen“ bei der Koloniegründung von Ameisen. Im Lauf des Sommers schlüpfen immer größere Arbeiterinnen, später dann junge Königinnen und Männchen. Das Volk samt der Gründerkönigin stirbt im Spätsommer/ Herbst ab, die jungen Geschlechtstiere verpaaren sich, und nur die begatteten Jungköniginnen überwintern. Mit ihnen fängt es im Frühling wieder an, siehe oben!
- Hier könnte jemand ein schönes Bild von einem Hummelvolk einfügen! -
„Königinnen“ ohne Volk: Die Blaue Holzbiene Xylocopa violacea
Keine sozialen Hautflügler, sondern „solitäre“ Bienen sind die blauschwarzen Holzbienen der Art Xylocopa violacea. Jedes Weibchen nagt sich in morschem Holz eine Brutröhre, in der es hintereinander mehrere Kammern mit Pollen füllt und je ein Ei hineinlegt. Das Tier links hat in einem Bambusrohr überwintert und kommt gerade heraus um sich zu sonnen (07.04.06). Rechts ist (vielleicht) ihre Mutter, aus dem Vorjahr (10.06.05), beim Pollensammeln auf einer Marguerite. Die Wärme liebende Art ist schon lange im Südwesten Deutschlands heimisch, z.B. im Kaiserstuhl. In den letzten 10-15 Jahren hat sie sich weiter nach Norden ausgebreitet und ist nun schon recht häufig im Raum Frankfurt/M. anzutreffen, aber auch noch viel weiter nördlich. Bei uns im Garten (bei Darmstadt) brütet sie regelmäßig seit einigen Jahren. (A. Buschinger, 02.06.06)
„Königinnen“ ohne Volk: Die Mauerbiene Osmia cornuta
Wie die Holzbiene Xylocopa, so ist auch die Mauerbiene Osmia cornuta eine solitäre Bienenart. Gerne nistet sie in Löchern im Holz, die in der Natur meist von Käferlarven gebohrt wurden. Die heraus gesägte, dicke Scheibe z.B. eines Kirschbaums, mit passenden Bohrungen künstlich präpariert (ca. 7 mm Durchmesser, 7 cm tief), wird gerne als Nistgelegenheit genutzt. Zeitig im Frühjahr (hier 22. März 2005) schlüpfen die jungen Männchen und Weibchen. Im Bild links versammeln sich Männchen vor den Löchern und warten auf schlüpfende Weibchen. In der Bildmitte hat ein Männchen Glück gehabt (es ist an dem weißen Haarbüschel im Gesicht erkennbar). Nach der Paarung „bewacht“ es das Weibchen noch für etwa ½ Stunde. Das begattete Weibchen sammelt dann Pollen (Bild rechts), hier in der Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), lagert ihn in einem Bohrgang ein und legt ein Ei darauf. Es wird eine Zwischenwand aus Lehm eingezogen und eine weitere Zelle angelegt, bis die Brutröhre mit 6-8 Zellen voll ist. Nach außen wird ein dicker Lehmverschluss aufgebracht, wie im Bild links noch zu sehen. Die Entwicklung der Larven erfolgt über den Sommer. Die Puppen überstehen den Winter in der Brutröhre, im Frühjahr schlüpfen die jungen Bienen.
Milben gibt es auch bei Xylocopa!
Die Xylocopa auf dem Bild trägt scheinbar einen braunen Pelzkragen. Bei genauerem Hinsehen sind es unzählige Milben! Das bedauernswerte Tier kroch, flugunfähig, am 10. August 2007 vor meinem „Bienenstand“ herum. Nach ein paar Fotos habe ich es in Alkohol gegeben. Bereits ein paar Tage vorher lag eine tote Holzbiene vor den Nistgelegenheiten: Sie sah irgendwie hell, puppenartig, aus, aber ich habe sie nicht weiter untersucht.
Bei den Parasiten handelt es sich um phoretische Milben, die also nicht direkt an den Bienen saugen, sondern sie „nur“ als Transportwirte benutzen.
Was jetzt im Sommer schlüpft, ist die Generation 2007, Nachkommen der aus 2006 überwinterten Bienen. Normal würden die jetzt geschlüpften Bienen überwintern und im nächsten Jahr Brutröhren bauen um darin ihre Nachkommenschaft heranwachsen zu lassen. Anscheinend haben sich die Milben in den Brutröhren des Sommers 2007 so unmäßig vermehrt, dass sie das „Bienenbrot“ teilweise verzehrt haben, so dass die Bienen selbst sich nur zu schwachen Hungerformen entwickeln konnten.
Seit ein paar Jahren beobachte ich, dass „meine“ Xylocopa auch vorhandene Brutröhren wieder verwenden und sie allenfalls noch etwas erweitern und ausbauen. In diesem Fall könnte eine besonders große Milbenpopulation entstehen, aber eine stark infizierte Biene würde auch ein neu angelegtes Nest gleich ordentlich mit Milben verseuchen.
(A. Buschinger, 05. September 2007)