Lebenserwartung von Ameisen: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine Königin der [[Lasius niger|Schwarzen Wegameise]] wurde über fast 29 Jahre gehalten; dies ist der aktuelle Altersrekord unter den sozialen Insekten.<ref name="kutter&stumper">Kutter, H. & R. Stumper (1969): Hermann Appel, ein leidgeadelter Entomologe (1892-1966). Proc. Sixth Int. Congr. IUSSI (Bern), 275-279.</ref> | Eine Königin der [[Lasius niger|Schwarzen Wegameise]] wurde über fast 29 Jahre gehalten; dies ist der aktuelle Altersrekord unter den sozialen Insekten.<ref name="kutter&stumper">Kutter, H. & R. Stumper (1969): Hermann Appel, ein leidgeadelter Entomologe (1892-1966). Proc. Sixth Int. Congr. IUSSI (Bern), 275-279.</ref> | ||
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Aktuelle Version vom 19. Februar 2022, 11:23 Uhr
Das Alter von Ameisenkolonien wie auch von einzelnen Ameisen ist wegen deren zum Großteil sehr verborgener und geschützter Lebensweise schwierig zu ermitteln; man wird sich daher überwiegend an Erfahrungen aus in Gefangenschaft gehaltenen Kolonien orientieren müssen, auch wenn die Lebensdauer im Freiland aufgrund der vielen einwirkenden Faktoren wesentlich geringer ausfallen kann.
Eine Königin der Schwarzen Wegameise wurde über fast 29 Jahre gehalten; dies ist der aktuelle Altersrekord unter den sozialen Insekten.[1]
Lebensdauer von Arbeiterinnen
Je nach Art treten hier erhebliche Schwankungen auf; während die Arbeiterinnen der Pharaoameise durchschnittlich nur etwa drei Monate leben, werden größere Tiere mehrere Jahre alt. Auch innerhalb einer Kolonie erreichen Tiere je nach Größe (siehe Polymorphismus) ein sehr unterschiedliches Alter.
Beispiele
- Aphaenogaster rudis: über 3 Jahre [2]
- Camponotus ligniperdus: bis 13 Jahre[3]
- Cataglyphis bicolor: etwa fünf Wochen (im Freiland)[4]
- Formica fusca: über 8 Jahre
- Formica sanguinea: über 5 Jahre[3]
- Lasius niger: bis 7 Jahre[3]
- Leptothorax lichtensteini: 2,5 Jahre durchschnittlich [2]
- Messor semirufus: 100 Jahre, 3,5 Jahre ohne Königin (Laborkolonien)[5]
- Monomorium pharaonis: 9-10 Wochen maximal [2]
- Myrmecia gulosa: 1,7 Jahre durchschnittlich, maximal 1,3-2,2 Jahre [2]
- Myrmecia nigriceps: 2,2 Jahre durchschnittlich, maximal 2,1-2,4 Jahre [2]
- Myrmecia nigrocincta: 1,2 Jahre durchschnittlich, maximal 1,1-1,3 Jahre [2]
- Myrmecia pilulosa: 1,3 Jahre durchschnittlich, maximal 1,12-1,6 Jahre [2]
- Myrmecia vindex: 1,9 Jahre durchschnittlich, maximal 1,4-2,6 Jahre [2]
- Myrmica rubra: 2 Jahre [2]
- Pogonomyrmex owyheei: ein bis zwei Jahre [6]
- Solenopsis invicta: durchschnittlich 51 (Minor), 80 (Media), 121 (Major) Tage [7]
- Temnothorax nylanderi: 3 Jahre [2]
Lebensdauer von Königinnen
Von der Königin hängt im Wesentlichen der Fortbestand einer Kolonie ab, da diese ohne Nachschub von Arbeiterinnen unweigerlich zu Grunde geht (s. weisellose Kolonien) oder leicht von einer anderen Art übernommen werden kann (s. Sozialparasitismus). Je nach Art kann bei polygynen Arten die Anzahl der Königinnen nach der Gründung laufend ergänzt werden (Beispiele: Formica polyctena, Myrmica rubra) , so dass solche Ameisenstaaten theoretisch eine unendliche Lebensdauer haben könnten; daher können Königinnen von polygynen Arten eine verringerte Lebensdauer aufweisen. [8] Ein erhöhter Königinnen-Umsatz (engl. queen turnover) mit relativ kurzer reproduktiver Phase wurde bei den Arten Myrmica sulcinodis und Leptothorax acervorum nachgewiesen. [9] [10]
Beispiele
- Aphaenogaster rudis: durchschnittlich 8,7, maximal 13,1 Jahre[11]
- Atta cephalotes: max. 13 Jahre[11]
- Atta mexicana: 15 Jahre (Laborkolonie)[8]
- Atta sexdens: 14 Jahre; Unterart rubropilosa: 15,3 Jahre[2]
- Camponotus consobrinus: über 7 Jahre durchschnittlich[2]
- Camponotus herculeanus: über 10 Jahre[2]
- Camponotus lateralis: 8 bzw über 5 Jahre[2]
- Camponotus fellah: 26 Jahre[12]
- Camponotus perthiana: 23,2 Jahre[13]
- Cardiocondyla emeryi: durchschnittlich 0,3, maximal 0,5 Jahre[11]
- Crematogaster scutellaris: bis 20 Jahre[14]
- Diacamma rugosum: durchschnittlich 1,6, maximal 1,9 Jahre; basierend auf Gamergaten[11]
- Ectatomma ruidum: 8,8 und 9 Jahre[2]
- Formica exsecta: durchschnittlich 20 Jahre, basierend auf einer Hochrechnung mit freilebenden Kolonien[11]
- Formica fusca: 16 Jahre[14]
- Formica polyctena: durchschnittlich 5 Jahre, basierend auf freilebenden Kolonien[11]
- Formica rufibarbis: 14 Jahre[2]
- Formica sanguinea: 20 Jahre[2]
- Harpagoxenus sublaevis: durchschnittlich 10, maximal über 14 Jahre, basierend auf freilebenden und Laborkolonien[11]
- Lasius alienus: 9,25 Jahre[2]
- Lasius flavus: 18 Jahre[2], 22,5 Jahre[11]
- Lasius niger: 28,75 Jahre[1]; diese Art hält damit den Rekord beim nachgewiesenen Alter unter den sozialen Insekten
- Leptothorax acervorum: durchschnittlich 11 Jahre[11]
- Leptothorax affinis: durchschnittlich 11, maximal 12 Jahre[11]
- Leptothorax exilis: bis über 16 Jahre[11]
- Leptothorax lichtensteini: 12-15, maximal 17 Jahre[11]
- Leptothorax melas: durchschnittlich 9,3, maximal über 10 Jahre[11]
- Leptothorax nylanderi: durchschnittlich 15, maximal 19 Jahre[11]
- Linepithema humile: durchschnittlich 0,9 Jahre, basierend auf Freilandbeobachtungen[11]
- Messor ebeninus: über 5 Jahre (Laborkolonien)[15]
- Messor incorruptus: über 5 Jahre (Laborkolonien)[16]
- Messor semirufus: 9 Jahre[5]
- Monomorium pharaonis: 39 Wochen[2]; 3-12 Monate[14], durchschnittlich 0,5, maximal 0,7 Jahre[11]
- Myrmecia gulosa: 12 Jahre[13]
- Myrmecia vindex: 10 Jahre[13]
- Myrmecocystus mimicus: über 11 Jahre[2]
- Myrmica lobicornis: durchschnittlich unter 2 Jahren, basierend auf genetischen Daten von Freilandkolonien[11]
- Myrmica ruginodis: durchschnittlich unter 1,5 Jahren, basierend auf genetischen Daten von Freilandkolonien[11]
- Myrmica sabuleti: durchschnittlich 2,5, max. 4 Jahre, basierend auf Königinnen-"Verschleiß" von Freilandkolonien[11]
- Myrmica sulcinodis: durchschnittlich 4-5 Jahre, hergeleitet aus Fluktuationen in der Königinnenzahl von Freilandkolonien[11]
- Odontomachus sp.: 4 Jahre[2]
- Pogonomyrmex badius: 17 Jahre[2]
- Pogonomyrmex barbatus: durchschnittlich 17,5, maximal 20 Jahre im Freiland, berechnet aus der Überlebensrate von Freilandkolonien[11]
- Pogonomyrmex owyheei: durchschnittlich 17, maximal 30 Jahre im Freiland, berechnet aus der Überlebensrate von Freilandkolonien[11]
- Rhytidoponera purpurea: 12,5 Jahre[2]
- Solenopsis invicta: 5,8-6,8 Jahre durchschnittlich, je nach Ort[2]
- Stenamma westwoodii: 17 oder 18 Jahre[2]
- Temnothorax affinis: mindestens 15 Jahre[14]
- Temnothorax nylanderi: 15 und 19 Jahre (im Labor)[2]
- Temnothorax unifasciatus: über 11 Jahre in einer Laborkolonie[8]
Lebensdauer von Männchen
Männliche Ameisen werden nur zur Fortpflanzung aufgezogen, sie haben innerhalb der Kolonie keine weitere Funktion. Eine Ausnahme stellt hier z. B. Camponotus herculeanus dar, bei denen die männlichen Tiere bis zum Abflug aktiv an der Trophobiose teilnehmen.
Männchen sind daher zumeist sehr kurzlebig und sterben wenige Stunden oder Tage nach dem Schwarmflug. Männchen von Arten, die sich über "female calling" finden, können experimentell über mehrere Monate am Leben gehalten werden, während dies bei Arten, die synchronisiert in Massen schwärmen, nicht möglich ist. [17]
Beispiele
- Atta colombica: wenige Tage [17]
- Azteca: wenige Tage [17]
- C. herculeanus und Camponotus ligniperdus: Bis zu einem Jahr; die Männchen schlüpfen im Frühsommer, verbleiben aber im Nest bis zum Schwarm im nächsten Frühjahr.
- Ectatomma ruidum: bis zu 116 Tagen [17]
- Paraponera clavata: bis zu 116 Tagen [17]
Einzelnachweise
- ^ a b Kutter, H. & R. Stumper (1969): Hermann Appel, ein leidgeadelter Entomologe (1892-1966). Proc. Sixth Int. Congr. IUSSI (Bern), 275-279.
- ^ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Hölldobler B. & E. O. Wilson (1990): The Ants; Springer Verlag/Harvard University Press
- ^ a b c d H. Stitz, F. Dahl 1939: Hautflüger oder Hymenoptera - Ameisen oder Formicidae, Verlag G. Fischer
- ^ P. Schmid-Hempel und R. Schmid-Hempel 1984: - Life duration and turnover of foragers in the ant Cataglyphis bicolor (Hymenoptera, Formicidae); Insectes Sociaux 31/1, 345-360
- ^ a b Georges & Henriette Tohmé 1978: Accroissement de la société et longévité de la reine et des ouvrières chez Messor semirufus, (André) (Hym. Formicoidea); C. R. Acad. Sc. Paris 286, Série D-961
- ^ Porter, S.D. & C.D. Jorgensen (1988): Longevity of harvester ant colonies in southern Idaho; J. Range Manage, 41:104-107
- ^ Walter R. Tschinkel (2006): The Fire Ants; Cambridge: Belknap Press of Harvard University Press, ISBN 0-674-02207-6
- ^ a b c Buschinger, A. (2004): Lang lebe die Königin! Ameisenschutz aktuell 18, 83-88
- ^ Pedersen J.S. & Boomsma J.J. 2004: Effect of habitat saturation on the number and turnover of queens in the polygynous ant Myrmica sulcinodis. Evolution 58, 1064-1072
- ^ Bourke AFG, Green HAA, Bruford MW 1997: Parentage, reproductive skew and queen turnover in a multiple–queen ant analysed with microsatellites; Proc. R. Soc. Lond. B 264: 277-283; doi 10.1098/rspb.1997.0039
- ^ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Laurent Keller 1998: Queen lifespan and colony characteristics in ants and termites; Insectes Sociaux 45, 235–246
- ^ Merav Vonshak & Alex Shlagman (2009): A Camponotus fellah queen sets a record for Israeli ant longevity; Israel Journal of Entomology
- ^ a b c Caryl P. and Edna Haskins, “Note on Extraordinary Longevity in a Queen of the Formicine Ant Genus Camponotus,” Psyche, vol. 99, no. 1, pp. 31-33, 1992. doi:10.1155/1992/53614
- ^ a b c d Bernhard Seifert: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007
- ^ Georges Tohmé 1975: Ecologie, biologie de la reproduction et ethologie de Messor ebeninus Forel (Hymenoptera, Formicoidea - Myrmicidae); Bull Biol Fr Belg; 109, 171-251
- ^ Georges & Henriette Tohmé 1982: Le cycle biologique de Messor incorruptus (Ruzsky) (Hym. Formicoïdea). Corrélation entre l'espace disponible pour cette société de Fourmis et la productivité de celle-ci; C. R. Acad. Sc. Paris 294, III-115
- ^ a b c d e Shik J. Z. & M. Kaspari (2009): Lifespan in male ants linked to mating syndrome; Insectes Sociaux, Volume 56, Number 2, 131-134, doi: 10.1007/s00040-009-0003-7
Literatur
- Hölldobler B. & E. O. Wilson (1990): The Ants, Kapitel "Colony Life Cycle"; Springer Verlag/Harvard University Press