Nutzung von Ameisen durch den Menschen: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein dänisches Gourmet-Restaurant setzt lebende Waldameisen *) aus der Region als geschmacksbildende Zutat ein.<ref>[http://www.independent.co.uk/life-style/food-and-drink/news/worlds-best-restaurant-comes-to-town-and-its-serving-ants-7995007.html Lisa Markwell: World's best restaurant comes to town... and it's serving ants]</ref> Während eines "Gastspiels" der Köche in Großbritannien wurden für ein 8-Gänge-Menü täglich ca. 20.000 Ameisen zubereitet.<ref>[http://www.ft.com/cms/s/2/4874fc62-cbb7-11e1-911e-00144feabdc0.html Peter Bazalgette: A nomadic Noma]</ref> | |||
'''*) Anmerkungen zu den Berichten über die gastronomische Verwendung von lebenden Ameisen''' | |||
Es ist nichts ganz Neues: Schon in der Bibel gab es „Heuschrecken und wilden Honig“: „''In Olivenöl frittierte Heuschrecken schmecken in etwa wie Pommes (sagt man...). Zusammen mit Wildbienenhonig war beides das "Fast Food" der Nomaden''“. http://www.ekd.de/prostmahlzeit/iva.html | |||
In südostasiatischen Ländern werden die Puppen des Seidenspinners zubereitet und verzehrt: Nachdem die Seide der Kokons in heißem Wasser „abgewickelt“ wurde, ist der Inhalt, eben die Puppen, ohnehin gekocht. Ich habe es in Thailand probiert; Urteil: „essbar“. | |||
Dass man „Termiten-Eier“ essen soll, kommt mir nicht ganz glaubwürdig vor. Vielleicht, so lange sie sich noch im Hinterleib der großen Königinnen der Macrotermitidae befinden? | |||
In Thailand ist es auch üblich, Nester von ''Oecophylla smaragdina'' aus den Bäumen zu ernten und in Schüsseln auf der Straße zu öffnen. Die Arbeiterinnen flüchten (mit ein paar Larven) und verbrutzeln auf dem heißen Asphalt. Die fette Brut, Puppen und Larven, dienen der menschlichen Ernährung: Maschwitz, U. & Maschwitz, E. 2001: Eine seltsame Begegnung: Ameisenernte in Thailand. Ameisenschutz aktuell 15, S. 110. | |||
Krebstiere, von Nordseekrabben über Shrimps aller Art (oft auf Kosten der Mangrovebestände in Meerwasserteichen gezüchtet) bis hin zu Langusten und Hummer, sind schon lange auf unserem Speiseplan, ebenso verschiedene Flusskrebsarten. | |||
So lange wir es uns allerdings leisten können, inzwischen nennenswerte Flächen Ackerland für den Anbau von Biosprit und „Bio-Erdgas“ zu nutzen, kann es nicht so arg weit her sein mit dem Futtermangel für Schlachtvieh. | |||
Was '''Ameisen''' anbelangt: Es müssen ja nicht unbedingt Waldameisen sein! Da ist wenig Fett und Muskelmasse in sehr viel unverdaulichem Chitin verpackt. Man sollte auch ein paar Waldameisen für die Heimtiere, Fische, manche Vögel usw., übrig lassen, für die derzeit die Hauptmasse der in Nord- und Osteuropa „gewonnenen“ „Ameiseneier“ Verwendung findet. | |||
In den Berichten über NOMA von Lisa Markwell und Peter Bazalgette ist die Rede von einer speziellen Ameisenart, die lebend verzehrt nach Zitronengras schmecken soll. Waldameisen schmecken allenfalls scheußlich sauer. Welche Art ist da wohl gemeint? | |||
Gegen Waldameisen spricht auch, dass der „Ameisenjäger“ die Tiere mit einem Strohhalm (straw) aufsaugt. Wer das je mit Waldameisen probiert hat, hat es spätestens nach der fünften Ameise aufgegeben, mit verätzter Mundschleimhaut. | |||
Die Vermutung ist, dass es dabei um ''Lasius (Chthonolasius) umbratus'' oder eine der nahe verwandten sozialparasitischen Arten handelt: Deren Mandibeldrüsensekrete „schmecken“ zum Teil auffällig nach Zitronenlimonade. Am stärksten ist der Geschmack bei ''Lasius (Austrolasius) carniolicus''. [[Benutzer:A. Buschinger|A. Buschinger]] ([[Benutzer Diskussion:A. Buschinger|Diskussion]]) 16:08, 7. Okt. 2013 (CEST) | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Aktuelle Version vom 24. März 2020, 22:42 Uhr
Ameisenhaltung
Ameisenhandel
Es ist eine recht junge Entwicklung (seit 2000), dass Ameisen-Händler zu Erwerbszwecken lebende Ameisenköniginnen und Kolonien als Heimtiere verkaufen. Bereits seit Jahrtausenden aber werden Ameisen zu verschiedenen Zwecken direkt oder indirekt wirtschaftlich genutzt.
biologische Schädlingsbekämpfung
In tropischen Regionen werden die Gewebenester der aggressiven Weberameisen (Oecophylla smaragdina) seit ca. 2000 Jahren in Obstplantagen gehängt, wo die Ameisen die Schadinsekten vertilgen. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung[1], speziell weil Weberameisen ebenfalls als Nahrung für den Menschen genutzt werden; s. Abschnitt Ameisen als Nahrungsmittel für den Menschen.[2]
Waldameisen (Formica s. str.) versuchte man im 20. Jahrhundert in Deutschland und Italien weithin künstlich zu vermehren und anzusiedeln um einen natürlichen Schutz von Nutzwäldern gegen schädigende Insekten zu erreichen. Die Ansiedelungsversuche waren jedoch auf längere Sicht nicht erfolgreich.
Medizinische Verwendung
...fand in Europa die Ameisensäure, wobei z.B. von Rheuma Geplagte sich gelegentlich sogar im Wald unbekleidet auf Waldameisennester legten und mit Ameisensäure bespritzen ließen. Ganze Waldameisen wurden in Alkohol eingelegt, der Sud wurde zum Einreiben benutzt.
Indianervölker in Südamerika benutz(t)en die Soldaten von Treiberameisen, um mit Hilfe von deren großen hakenförmigen Mandibeln Schnittwunden zu klammern.
Ameisenpuppen von Waldameisen
Ameisen wurden und werden in großem Umfang für die Ernährung exotischer Amphibien und Reptilien verbraucht.
Die Puppen europäischer Waldameisen werden unter dem falschen Namen "Ameiseneier" als Futter für Zierfische und viele Vögel beliebt. Dazu ein Beitrag aus dem alten „Ameisenforum“ von 2002. Für mehr Informationen dazu siehe: Ameiseneier (Futtermittel)
Ameisenpuppen als Fisch- und Ziervogel-Futter (im Handel meist falsch als "Ameiseneier" bezeichnet) sind getrocknete, also tote Puppen aus Freilandnestern von Waldameisen (Gattung Formica s.str.). Je nach Lagerungs-Bedingungen sind sie oft verpilzt oder mit Milben verseucht.
Die Gewinnung der Puppen aus Waldameisen-Nestern ist für die Ameisen in hohem Grade zerstörerisch. In D ist das Sammeln von Ameisenpuppen seit Jahrzehnten verboten, Waldameisen sind (über die Jahre hinweg mal mehr, mal weniger streng) geschützt.
Puppen werden aber immer noch z.B. aus Finnland und anderen Gegenden mit noch reichen Waldameisen-Vorkommen importiert. Man sollte sich verantwortungsbewusst auch gegenüber den Waldameisenvorkommen anderer Länder verhalten und solche Ameisenpuppen NICHT kaufen!
Nachtrag : google liefert auf die Anfrage nach "Ameiseneier" eine ganze Menge Information. Damals herausragend der Beitrag >http://www.hr-online.de/fs/servicena...v/101101b.html<, in dem auch über "Ameiseneier" fabuliert wird! (nicht mehr online!)
2. Nachtrag : Damit's nicht gar zu viele Einzelbeiträge werden, schreibe ich's mal hier dazu: Zoo-Bieber, Alsleben, bietet "Ameiseneier getrocknet", 1000 g, für EUR 35.90 an. Laut einem Beitrag des Hess. Rundfunks erhält der Puppensammler in Finnland ca. 7 EUR für ein kg "Ameiseneier".
Bei einem Durchschnittsgewicht einer Waldameisen-Arbeiterin von ca 12 mg kommen rund 83 Individuen auf ein Gramm, oder 83.000 Ameisen auf 1 kg. Getrocknet dürften von dem Frischgewicht maximal 20 % übrig bleiben, das kg würde dann gegen 415.000 Ameisen (Puppen) enthalten. Das entspricht der Gesamtzahl adulter Ameisen in einem großen Waldameisenvolk, also der Vernichtung eines ganzen Volkes!
Die DASW hat einmal errechnet, was die Umsiedlung eines z.B. durch Straßenbau bedrohten Volkes kostet (wenn man die i.d. Regel ehrenamtlich und kostenlos geleistete Arbeitszeit der Beteiligten einsetzt): Da kommen leicht um die 600.- EUR zusammen. Diese Gegenüberstellung kann einen schon zum Nachdenken bringen.
Antwort auf eine Frage in diesem thread "warum Waldameisen?": Es sind die einzigen Ameisen, bei denen man mit relativ geringem Aufwand Puppen in wirklich sehr großen Mengen "gewinnen" kann. Camponotus-Bäume zu zerlegen wäre um ein Vielfaches aufwändiger, und auch bei Lasius gibt es keine Möglichkeit, mehr als ein paar hundert Puppen gleichzeitig aus einem Nest zu holen.
Ameisen als menschliches Nahrungsmittel
Immer wieder stößt man auf Werbung oder Berichte, in denen Ameisen für den menschlichen Verzehr angepriesen werden. Auch in Deutschland wurde diese Art der „Nutzung“ von Ameisen bereits versucht, ein fester Teil der Ernährung ist sie aber nur in den Tropen, wo Entomophagie durch den Menschen vielerorts alltäglich praktiziert wird. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung.[2][3][4]
Das Verzehren vom Nestinhalt der Weberameisen - Larven, Puppen und Arbeiterinnen, die mit langen Kescherstangen geerntet werden - kann regional sehr verbreitet sein, z. B. in Thailand.
In Südamerika werden geröstete Atta-Königinnen nach dem Schwarmflug als Snack angeboten; in Kolumbien ist Atta laevigata unter dem Namen "hormiga culona" erhältlich[5], in Guatemala werden Königinnen als "sompopo/zompopo" gehandelt[6]. Im Jahr 2005 wurden über 400 kg der "hormiga culona" aus Kolumbien exportiert.[7]
Ein dänisches Gourmet-Restaurant setzt lebende Waldameisen *) aus der Region als geschmacksbildende Zutat ein.[8] Während eines "Gastspiels" der Köche in Großbritannien wurden für ein 8-Gänge-Menü täglich ca. 20.000 Ameisen zubereitet.[9]
*) Anmerkungen zu den Berichten über die gastronomische Verwendung von lebenden Ameisen
Es ist nichts ganz Neues: Schon in der Bibel gab es „Heuschrecken und wilden Honig“: „In Olivenöl frittierte Heuschrecken schmecken in etwa wie Pommes (sagt man...). Zusammen mit Wildbienenhonig war beides das "Fast Food" der Nomaden“. http://www.ekd.de/prostmahlzeit/iva.html
In südostasiatischen Ländern werden die Puppen des Seidenspinners zubereitet und verzehrt: Nachdem die Seide der Kokons in heißem Wasser „abgewickelt“ wurde, ist der Inhalt, eben die Puppen, ohnehin gekocht. Ich habe es in Thailand probiert; Urteil: „essbar“.
Dass man „Termiten-Eier“ essen soll, kommt mir nicht ganz glaubwürdig vor. Vielleicht, so lange sie sich noch im Hinterleib der großen Königinnen der Macrotermitidae befinden?
In Thailand ist es auch üblich, Nester von Oecophylla smaragdina aus den Bäumen zu ernten und in Schüsseln auf der Straße zu öffnen. Die Arbeiterinnen flüchten (mit ein paar Larven) und verbrutzeln auf dem heißen Asphalt. Die fette Brut, Puppen und Larven, dienen der menschlichen Ernährung: Maschwitz, U. & Maschwitz, E. 2001: Eine seltsame Begegnung: Ameisenernte in Thailand. Ameisenschutz aktuell 15, S. 110.
Krebstiere, von Nordseekrabben über Shrimps aller Art (oft auf Kosten der Mangrovebestände in Meerwasserteichen gezüchtet) bis hin zu Langusten und Hummer, sind schon lange auf unserem Speiseplan, ebenso verschiedene Flusskrebsarten.
So lange wir es uns allerdings leisten können, inzwischen nennenswerte Flächen Ackerland für den Anbau von Biosprit und „Bio-Erdgas“ zu nutzen, kann es nicht so arg weit her sein mit dem Futtermangel für Schlachtvieh.
Was Ameisen anbelangt: Es müssen ja nicht unbedingt Waldameisen sein! Da ist wenig Fett und Muskelmasse in sehr viel unverdaulichem Chitin verpackt. Man sollte auch ein paar Waldameisen für die Heimtiere, Fische, manche Vögel usw., übrig lassen, für die derzeit die Hauptmasse der in Nord- und Osteuropa „gewonnenen“ „Ameiseneier“ Verwendung findet.
In den Berichten über NOMA von Lisa Markwell und Peter Bazalgette ist die Rede von einer speziellen Ameisenart, die lebend verzehrt nach Zitronengras schmecken soll. Waldameisen schmecken allenfalls scheußlich sauer. Welche Art ist da wohl gemeint? Gegen Waldameisen spricht auch, dass der „Ameisenjäger“ die Tiere mit einem Strohhalm (straw) aufsaugt. Wer das je mit Waldameisen probiert hat, hat es spätestens nach der fünften Ameise aufgegeben, mit verätzter Mundschleimhaut.
Die Vermutung ist, dass es dabei um Lasius (Chthonolasius) umbratus oder eine der nahe verwandten sozialparasitischen Arten handelt: Deren Mandibeldrüsensekrete „schmecken“ zum Teil auffällig nach Zitronenlimonade. Am stärksten ist der Geschmack bei Lasius (Austrolasius) carniolicus. A. Buschinger (Diskussion) 16:08, 7. Okt. 2013 (CEST)
Siehe auch
Weblinks
- Entomophagie beim Menschen - Wikipedia
- Weaver ants as food and medicine - engl. Wikipedia
- Bericht über den Ameisler - einen alten Beruf (spiegel.de)
Einzelnachweise
- ^ M. J. Way, M. R. Paiva and M. E. Cammell 1999: Natural biological control of the pine processionary moth Thaumetopoea pityocampa (Den. & Schiff.) by the Argentine ant Linepithema humile (Mayr) in Portugal, Agricultural and Forest Entomology 1, 27-31
- ^ a b Offenberg J and Wiwatwitaya D, 2010: Sustainable weaver ant (Oecophylla smaragdina) farming: harvest yields and effects on worker ant density; Asian Myrmecology 3: 55-62. http://www.asian-myrmecology.org/publications/offenberg-wiwatwitaya-am-2010.pdf
- ^ Sribandit W, Wiwatwitaya D, Suksard S and Offenberg J 2008: The importance of weaver ant (Oecophylla smaragdina Fabricius) harvest to a local community in Northeastern Thailand; Asian Myrmecology 2: 129-138. http://www.asian-myrmecology.org/publications/sribandit-et-al-am-2008.pdf
- ^ J. Offenberg 2011: Oecophylla smaragdina food conversion efficiency: prospects for ant farming; Journal of Applied Entomology 135(8): 575-581
- ^ s. http://www.ameisenforum.de/off-topic/46591-ameisen-essen.html#post313372 u. http://www.ameisenforum.de/off-topic/42320-biete-atta-laevigata-f-r-20-us.html
- ^ http://antiguadailyphoto.com/2008/05/24/myths-and-facts-about-the-guatemalan-sompopo-ant/ u. http://www.hobotraveler.com/2008/05/sompopos.html u. Video: https://www.youtube.com/watch?v=AOBpjJ7Uc2U - abgerufen 19.06.2013
- ^ Joshua Goodman: Las hormigas comestibles colombianas llegan al exterior, Joshua Goodman: 'Big-Butt' Ant Delicacy Goes Global, abgerufen 10.08.2013
- ^ Lisa Markwell: World's best restaurant comes to town... and it's serving ants
- ^ Peter Bazalgette: A nomadic Noma