Formica lugubris A-2: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 12. November 2010, 12:21 Uhr

Eine neue Art von Hügel bauenden Waldameisen aus den Schweizer Alpen?

Es wird nicht leichter mit der Bestimmung von Waldameisen. Ähnlich wie in anderen Gattungen, u.a. Lasius oder Tetramorium, werden unter Einsatz molekularbiologischer Techniken zunehmend kryptische („verborgene“) Arten entdeckt.

In der Zeitschrift „Myrmecological News“ http://myrmecologicalnews.org/cms/ wird über eine neue, kryptische Waldameisenart aus dem Schweizer Nationalpark berichtet, wobei wiederum molekulare Daten die entscheidenden Merkmale liefern. Die Art ist noch nicht formal beschrieben und benannt. Vorläufig wird sie als F. lugubris-A2 bezeichnet.

Bernasconi, C., Cherix, D., Seifert, B. & Pamilo, P. (2010): Molecular taxonomy of the Formica rufa group (red wood ants) (Hymenoptera: Formicidae): a new cryptic species in the Swiss Alps? - Myrmecol. News 14: 37-47 Online Earlier

Zusammenfassung Wegen ihres günstigen Einflusses auf Waldökosysteme sind Waldameisen der Formica rufa-Gruppe in vielen europäischen Ländern gesetzlich geschützt. Sie werden als die ver-lässlichsten Bioindikatoren für die Stabilität dieser Ökosysteme angesehen. Ihre Taxonomie ist jedoch umstritten und wird wenig bearbeitet, was hauptsächlich in dem für die morphologische Artbestimmung erforderlichen hohen Zeitaufwand und großen individuellen Erfahrungshintergrund begründet ist. Wir nutzten 9 Mikrosatellitenloci sowie mitochondriale DNA (das COI Gen), um die Eignung genetischer Marker zur Artbestimmung und Darstellung kryptischer Biodiversität dieser Ameisen in den östlichen Schweizer Alpen zu zeigen. Wir analysierten 83 Nester aller im Schweizer Nationalpark vertretenen Waldameisenarten. Genetische Daten zeigten, dass diese Arten verschiedene Genpools repräsentieren. Weiterhin zeigten die Daten, dass Formica aquilonia YARROW, 1955 und F. paralugubris SEIFERT, 1996 im Park häufig hybridisieren, eng verwandt sind und sich wahrscheinlich erst vor evolutionsbiologisch kurzer Zeit aufgespalten haben. Die Mikrosatellitendaten zeigten ferner, dass eine große, morphologisch als F. lugubris ZETTERSTEDT, 1838, identifizierte Population aus dem Val Mingèr von allen anderen F. lugubris-Populationen und Waldameisenarten dieser Region verschieden ist. Diese durch Analysen mitochondrialer DNA unterstützten Daten sprechen für die Existenz einer bislang unbekannten kryptischen Waldameisenart in den östlichen Schweizer Alpen. Diese mutmaßliche kryptische Art wird hier provisorisch als F. lugubris-A2 benannt. Diese Resultate haben eine große Bedeutung für künftige Naturschutzvorhaben und Studien über Verbreitung und Evolution dieser geschützten Ameisen.

Die englischsprachige Arbeit kann man bei http://myrmecologicalnews.org/cms/ in nicht druckbarer Version herunter laden. Auch wenn man sprachlich und/oder sachlich nicht alles genau versteht, ist es eindrucksvoll, mit welchem Aufwand gearbeitet wurde. A. Buschinger 15:47, 24. Jun. 2010 (UTC)