Nematoden: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(13 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Fadenwürmer, Nematoden:''' Über die Nematoden der Ameisen ist wenig bekannt. Manche Arten scheinen sich als Larven aus dem Boden in die Ameisenlarven zu bohren, wo sie heranwachsen um dann als geschlechtsreife Würmer den Wirt wieder zu verlassen. Manche Ameisen werden dabei unförmig aufgetrieben. Bei Lasius können verzwergte, kurzflügelige Jungköniginnen entstehen. Manchmal ist der Befall auch weniger auffällig. Die Nematodengattung Mermis bzw. die Familie Mermithidae werden oft als Ameisenparasiten genannt. Fadenwürmer kommen in zahlreichen Ameisen-Gattungen vor, z.B. in Lasius, Myrmica, Aphaenogaster, Pheidole, Myrmecina. Wie weit diese Fadenwürmer wirtsspezifisch sind, ist unbekannt.
'''Fadenwürmer, Nematoden:''' Über die Nematoden der Ameisen ist wenig bekannt. Manche Arten scheinen sich als Larven aus dem Boden in die [[Larven|Ameisenlarven]] zu bohren, wo sie heranwachsen um dann als geschlechtsreife Würmer den Wirt wieder zu verlassen. Manche Ameisen werden dabei unförmig aufgetrieben. Bei [[Lasius]] können verzwergte, kurzflügelige Jungköniginnen entstehen. Manchmal ist der Befall auch weniger auffällig. Die Nematodengattung Mermis bzw. die Familie Mermithidae werden oft als Ameisenparasiten genannt. Fadenwürmer kommen in zahlreichen Ameisen-Gattungen vor, z.B. in Lasius,[[Myrmica]], [[Aphaenogaster]], [[Pheidole]], [[Myrmecina]]. Wie weit diese Fadenwürmer wirtsspezifisch sind, ist unbekannt.


Bild 1 zeigt zwei Arbeiterinnen einer Aphaenogaster-Art aus dem Himalaya.
Bild 1 zeigt zwei Arbeiterinnen einer Aphaenogaster-Art aus dem Himalaya.
Die obere Arbeiterin ist normal, aus der unteren, deren Gaster unmäßig aufgetrieben war, konnte der darunter abgebildete Nematode herausoperiert werden. Die Ameise ist 7.5 mm lang, der Nematode ca. 7 cm.
Die obere Arbeiterin ist normal, aus der unteren, deren [[Gaster]] unmäßig aufgetrieben war, konnte der darunter abgebildete Nematode herausoperiert werden. Die Ameise ist 7.5 mm lang, der Nematode ca. 7 cm.


[[bild:Mermis8 Aphaen.jpg]]
[[bild:Mermis8 Aphaen.jpg|400px]]


Bild 2: Ebenfalls aus dem Himalaya; [[Myrmica pachei]] Forel, 1906. Unten links und rechts je eine normale Arbeiterin, unten Mitte und oben links je eine scheinbar „vollgefressene“ Arbeiterin, oben rechts wurde die Gaster einer solchen „dicken“ Arbeiterin geöffnet. Da ist der Wurm drin, im wahrsten Sinn des Wortes!


Bild 2: Ebenfalls aus dem Himalaya; Myrmica pachei Forel, 1906. Unten links und rechts je eine normale Arbeiterin, unten Mitte und oben links je eine scheinbar „vollgefressene“ Arbeiterin, oben rechts wurde die Gaster einer solchen „dicken“ Arbeiterin geöffnet. Da ist der Wurm drin, im wahrsten Sinn des Wortes!
[[bild:Mermis9 Myrmica.jpg|550px]]


[[bild:Mermis9 Myrmica.jpg]]
== Siehe auch ==
* [[Myrmeconema neotropicum]], ein die Gattung Cephalotes befallender Fadenwurm


---------
* [[http://antbase.org/ants/publications/9608/9608_0313.pdf]] Brachypterie, Kurzflügeligkeit bei Jungköniginnen


'''''Myrmeconema neotropicum''''' ist ein Nematode, der 2008 entdeckt und beschrieben wurde (als "n. g. n. sp." = neue Gattung, neue Art). Der Fadenwurm lebt in Mittel- und Südamerika und parasitiert in Ameisen der Gattung ''Cephalotes''. Infizierte Ameisen fallen durch eine intensive Rotfärbung der Gaster auf. Sie präsentieren sich außerhalb der Nester mit hoch gereckter Gaster. Es wird angenommen, dass solche Ameisen von Vögeln mit Beeren verwechselt und gefressen werden. Die in der Ameise enthaltenen Fadenwurm-Eier werden mit dem Vogelkot verteilt. Vogelkot ist für Ameisen attraktiv wegen seines Gehaltes an diversen Salzen. Man nimmt an, dass die Ameisen solchen Vogelkot an ihre Brut verfüttern, wodurch der Parasitenzyklus geschlossen wird.
* [http://www.hindawi.com/journals/psyche/2012/192017/] George Poinar Jr., 2012: Nematode Parasites and Associates of Ants: Past and Present. - Ein wichtiger Review über Nematoden in Ameisen, mit einem Bestimmungsschlüssel für die Nematoden-Familien und mit zahlreichen Abbildungen. Es ist eindrucksvoll zu lesen, wie viele Ameisenarten (auch in Mitteleuropa) auf die eine oder andere Art von Fadenwürmern befallen sein können. Manche in der Ameisenhaltung beliebten Arten finden sich darunter, z. B. Lasius brunneus, L. flavus und diverse andere Lasius- Arten, Formica rufa und andere Formica-Arten, Myrmica rugulosa, Tetramorium „caespitum“. Auch Camponotus- und Pheidole-Arten inkl. P. pallidula sowie Linepithema humile werden genannt. Selbst in fossilen Ameisen (Bernstein) finden sich Nematoden.


Der Nematode "manipuliert" sozusagen seinen Wirt durch Einfluss auf Erscheinungsbild (Rotfärbung) und Verhalten (ruhiges Sich-Anbieten statt flinken Umherlaufens). Das entspricht länger bekannten Beispielen wie dem Kleinen Leberegel oder den Vogelbandwurm-Finnen (Cysticercoide). Letztere verursachen eine intensive Gelbfärbung bei befallenen ''Leptothorax''- und ''Temnothorax''-Arbeiterinnen, die auch beim Öffnen des Nestes (etwa durch eine Specht) nicht fliehen, sondern sich "ruhig" fressen lassen.
* [http://myrmecos.net/2013/01/28/a-belly-full-of-worm/] Ein Beispiel von Nematoden in einer Odontomachus-Art aus Belize, meisterhaft fotografiert von Alex Wild (Jan. 2013). Bemerkenswert ist, dass die Köpfe infizierter Ameisen ebenso verkleinert sind wie bei den befallenen Myrmica pachei bzw. Aphaenogaster sp. aus dem Himalaya, s. o.


'''Literatur:'''
[[Kategorie:Krankheiten und Parasiten]][[Kategorie:Fachbegriffe]]
 
GEORGE POINAR, STEPHEN P. YANOVIAK 2008: ''Myrmeconema neotropicum'' n. g., n. sp., a new tetradonematid nematode parasitising South American populations of Cephalotes atratus (Hymenoptera: Formicidae), with the discovery of an apparent parasite-induced host morph.
Systematic Parasitology 69,  145-153
 
--------

Aktuelle Version vom 16. Juni 2013, 22:58 Uhr

Fadenwürmer, Nematoden: Über die Nematoden der Ameisen ist wenig bekannt. Manche Arten scheinen sich als Larven aus dem Boden in die Ameisenlarven zu bohren, wo sie heranwachsen um dann als geschlechtsreife Würmer den Wirt wieder zu verlassen. Manche Ameisen werden dabei unförmig aufgetrieben. Bei Lasius können verzwergte, kurzflügelige Jungköniginnen entstehen. Manchmal ist der Befall auch weniger auffällig. Die Nematodengattung Mermis bzw. die Familie Mermithidae werden oft als Ameisenparasiten genannt. Fadenwürmer kommen in zahlreichen Ameisen-Gattungen vor, z.B. in Lasius,Myrmica, Aphaenogaster, Pheidole, Myrmecina. Wie weit diese Fadenwürmer wirtsspezifisch sind, ist unbekannt.

Bild 1 zeigt zwei Arbeiterinnen einer Aphaenogaster-Art aus dem Himalaya. Die obere Arbeiterin ist normal, aus der unteren, deren Gaster unmäßig aufgetrieben war, konnte der darunter abgebildete Nematode herausoperiert werden. Die Ameise ist 7.5 mm lang, der Nematode ca. 7 cm.

Mermis8 Aphaen.jpg

Bild 2: Ebenfalls aus dem Himalaya; Myrmica pachei Forel, 1906. Unten links und rechts je eine normale Arbeiterin, unten Mitte und oben links je eine scheinbar „vollgefressene“ Arbeiterin, oben rechts wurde die Gaster einer solchen „dicken“ Arbeiterin geöffnet. Da ist der Wurm drin, im wahrsten Sinn des Wortes!

Mermis9 Myrmica.jpg

Siehe auch

  • [[1]] Brachypterie, Kurzflügeligkeit bei Jungköniginnen
  • [2] George Poinar Jr., 2012: Nematode Parasites and Associates of Ants: Past and Present. - Ein wichtiger Review über Nematoden in Ameisen, mit einem Bestimmungsschlüssel für die Nematoden-Familien und mit zahlreichen Abbildungen. Es ist eindrucksvoll zu lesen, wie viele Ameisenarten (auch in Mitteleuropa) auf die eine oder andere Art von Fadenwürmern befallen sein können. Manche in der Ameisenhaltung beliebten Arten finden sich darunter, z. B. Lasius brunneus, L. flavus und diverse andere Lasius- Arten, Formica rufa und andere Formica-Arten, Myrmica rugulosa, Tetramorium „caespitum“. Auch Camponotus- und Pheidole-Arten inkl. P. pallidula sowie Linepithema humile werden genannt. Selbst in fossilen Ameisen (Bernstein) finden sich Nematoden.
  • [3] Ein Beispiel von Nematoden in einer Odontomachus-Art aus Belize, meisterhaft fotografiert von Alex Wild (Jan. 2013). Bemerkenswert ist, dass die Köpfe infizierter Ameisen ebenso verkleinert sind wie bei den befallenen Myrmica pachei bzw. Aphaenogaster sp. aus dem Himalaya, s. o.