Formica polyctena: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Formica polyctena.jpg|thumb| | {{Ameisenart | ||
'''Formica polyctena und ihre Nester sind in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt | | DeName = Kahlrückige Waldameise, Kleine rote Waldameise | ||
| WissName = Formica polyctena | |||
| Autor = Förster, 1850 | |||
| Unterfamilie = Formicinae | |||
| Gattung = Formica | |||
| Untergattung = Formica sensu stricto | |||
| Art = polyctena | |||
| Bild = Formica polyctena casent0173865 profile 1.jpg | |||
| Bildbeschreibung = ''F. polyctena'' Arbeiterin | |||
| Verbreitung = | |||
| Gruendung = Meist Adoption und Zweignestbildung, selten sozialparasitär | |||
| Koeniginnen = [[Polygynie|Polygyn]] | |||
}} | |||
[[Bild:Formica polyctena.jpg|thumb|300px|right|''F. polyctena'' Gyne]] | |||
'''''Formica polyctena''''', auch '''Kahlrückige Waldameise''' oder '''Kleine rote Waldameise''' genannt, ist eine Ameisenart der Unterfamilie [[Formicinae]]. Sie gehört zur Gattung ''[[Formica]]'', und zur Untergattung ''[[Formica sensu stricto]]'', den "eigentlichen Waldameisen". ''Formica polyctena'' und ihre Nester sind in Deutschland nach der [[Artenschutz, Naturschutz|Bundesartenschutzverordnung]] besonders geschützt. Das Entnehmen aus der Natur, das Stören von Nestern, sowie eine [[Haltung]] sind somit verboten. | |||
== | ==Merkmale== | ||
Der Kopf, das [[Mesosoma]] und der [[Petiolus]] weisen eine überwiegend rote Färbung auf. Die [[Gaster]] und die Oberseite des Kopfes von ''Formica polyctena'' hingegen sind schwärzlich gefärbt. Die Wangen und das Kopfschild sind schwarzbraun gefärbt. Die Beine weisen nur an den Gelenken eine rötliche Färbung auf. | |||
Die Kahlrückige Waldameise ähnelt in ihrem Aussehen der Roten Waldameise (''[[Formica rufa]]''), obwohl sie etwas kleiner ist. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu dieser Art ist das weitgehende Fehlen (bei ''F. polyctena'') von Härchen auf Kopf, Brust und Schuppe. Mit dem bloßen Auge lassen sich die beiden Arten allerdings kaum unterscheiden. | |||
Arbeiterinnen erreichen eine Körperlänge von ca. 4-9 mm, Königinnen ca. 9 - 11 mm und Männchen ca. 9-11 mm. | |||
==Lebensraum== | ==Lebensraum== | ||
Formica polyctena lebt vorwiegend in Fichtenwäldern; sie besiedelt aber auch Laubwaldungen und Mischwälder. An sonnigen Waldrändern erscheint sie zahlreich. Das Nest wird um einen alten Baumstumpf gebaut, | ''Formica polyctena'' lebt vorwiegend in Fichtenwäldern; sie besiedelt aber auch Laubwaldungen und Mischwälder. An sonnigen Waldrändern erscheint sie zahlreich. Das [[Ameisennest#Hügelnest mit Streukuppeln|Streukuppel-Nest]] wird aus Nadeln und kleinen Zweigen um einen alten Baumstumpf gebaut, die Nestbasis liegt unter der Erde. Der Nadelhaufen stellt einen Wärmespeicher für die Ameisen dar. Das Nest kann einen Umfang bis zu drei Meter erreichen. Ihr Verbreitungsraum umfasst Mittel- und Nordeuropa. ''Formica polyctena'' steht in vielen Ländern unter Naturschutz. | ||
==Organisation und Vermehrung== | ==Organisation und Vermehrung== | ||
Fast alle Nester sind [[Polygynie|polygyn]], das heißt in ihnen leben mehrere Königinnen. Nester, in denen nur wenige oder eine Königin leben, sind sehr selten. | Fast alle Nester sind [[Polygynie|polygyn]], das heißt in ihnen leben mehrere Königinnen. Nester, in denen nur wenige oder eine Königin leben, sind sehr selten. Der [[Schwarmflug]] findet zwischen Mitte April und Ende Juni statt. Nach der Begattung, die während des Schwärmens stattfindet, stehen die Jungköniginnen vor zwei Optionen: Sie können in einem Nest der eigenen Art [[Adoption|aufgenommen werden]] oder in ein Nest von ''[[Formica fusca]]'' eindringen, die ''Formica fusca''-Königinnen töten und selbst Eier legen. Diese sozialparasitische Koloniegründung ist bei ''F. polyctena'' allerdings außergewöhnlich selten; die normale Vermehrungsform ist die [[Zweignest]]bildung. Solche Zweignester bleiben meist über viele Jahre mit dem "Mutternest" verbunden. Es entstehen teilweise riesige Kolonieverbände (= [[Superkolonie]]n) mit gelegentlich hunderten von Einzelnestern. | ||
==Nahrung== | ==Nahrung== | ||
Die Nahrung von Formica polyctena besteht aus Insekten und süßen Säften (z. B. Nektar oder [[Honigtau]]). | Die Nahrung von ''Formica polyctena'' besteht aus Insekten und süßen Säften (z. B. Nektar oder [[Honigtau]]). | ||
== | ==Ökologische Bedeutung== | ||
Formica polyctena übt einen sehr positiven Einfluss auf die Natur aus, da sie Pflanzenschädlinge jagt und vertilgt. | ''Formica polyctena'' hat für ein Habitat eine große [[ökologische Bedeutung]], sofern sie denn vorhanden ist. Dabei übt ''Formica polyctena'' einen sehr positiven Einfluss auf die Natur aus, da sie Pflanzenschädlinge jagt und vertilgt, sowie Aas und Kadaver verwertet. Es wurden ebenso wie bei ''[[Formica rufa]]'' Versuche angestellt, ''Formica polyctena'' in vielen Wäldern künstlich anzusiedeln, was aber leider oft nicht zum Erfolg geführt hat. Heute werden nur noch durch Straßenbau etc. bedrohte Völker an neue Standorte umgesiedelt. |
Aktuelle Version vom 5. August 2013, 20:20 Uhr
Formica polyctena, auch Kahlrückige Waldameise oder Kleine rote Waldameise genannt, ist eine Ameisenart der Unterfamilie Formicinae. Sie gehört zur Gattung Formica, und zur Untergattung Formica sensu stricto, den "eigentlichen Waldameisen". Formica polyctena und ihre Nester sind in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Das Entnehmen aus der Natur, das Stören von Nestern, sowie eine Haltung sind somit verboten.
Merkmale
Der Kopf, das Mesosoma und der Petiolus weisen eine überwiegend rote Färbung auf. Die Gaster und die Oberseite des Kopfes von Formica polyctena hingegen sind schwärzlich gefärbt. Die Wangen und das Kopfschild sind schwarzbraun gefärbt. Die Beine weisen nur an den Gelenken eine rötliche Färbung auf.
Die Kahlrückige Waldameise ähnelt in ihrem Aussehen der Roten Waldameise (Formica rufa), obwohl sie etwas kleiner ist. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu dieser Art ist das weitgehende Fehlen (bei F. polyctena) von Härchen auf Kopf, Brust und Schuppe. Mit dem bloßen Auge lassen sich die beiden Arten allerdings kaum unterscheiden.
Arbeiterinnen erreichen eine Körperlänge von ca. 4-9 mm, Königinnen ca. 9 - 11 mm und Männchen ca. 9-11 mm.
Lebensraum
Formica polyctena lebt vorwiegend in Fichtenwäldern; sie besiedelt aber auch Laubwaldungen und Mischwälder. An sonnigen Waldrändern erscheint sie zahlreich. Das Streukuppel-Nest wird aus Nadeln und kleinen Zweigen um einen alten Baumstumpf gebaut, die Nestbasis liegt unter der Erde. Der Nadelhaufen stellt einen Wärmespeicher für die Ameisen dar. Das Nest kann einen Umfang bis zu drei Meter erreichen. Ihr Verbreitungsraum umfasst Mittel- und Nordeuropa. Formica polyctena steht in vielen Ländern unter Naturschutz.
Organisation und Vermehrung
Fast alle Nester sind polygyn, das heißt in ihnen leben mehrere Königinnen. Nester, in denen nur wenige oder eine Königin leben, sind sehr selten. Der Schwarmflug findet zwischen Mitte April und Ende Juni statt. Nach der Begattung, die während des Schwärmens stattfindet, stehen die Jungköniginnen vor zwei Optionen: Sie können in einem Nest der eigenen Art aufgenommen werden oder in ein Nest von Formica fusca eindringen, die Formica fusca-Königinnen töten und selbst Eier legen. Diese sozialparasitische Koloniegründung ist bei F. polyctena allerdings außergewöhnlich selten; die normale Vermehrungsform ist die Zweignestbildung. Solche Zweignester bleiben meist über viele Jahre mit dem "Mutternest" verbunden. Es entstehen teilweise riesige Kolonieverbände (= Superkolonien) mit gelegentlich hunderten von Einzelnestern.
Nahrung
Die Nahrung von Formica polyctena besteht aus Insekten und süßen Säften (z. B. Nektar oder Honigtau).
Ökologische Bedeutung
Formica polyctena hat für ein Habitat eine große ökologische Bedeutung, sofern sie denn vorhanden ist. Dabei übt Formica polyctena einen sehr positiven Einfluss auf die Natur aus, da sie Pflanzenschädlinge jagt und vertilgt, sowie Aas und Kadaver verwertet. Es wurden ebenso wie bei Formica rufa Versuche angestellt, Formica polyctena in vielen Wäldern künstlich anzusiedeln, was aber leider oft nicht zum Erfolg geführt hat. Heute werden nur noch durch Straßenbau etc. bedrohte Völker an neue Standorte umgesiedelt.