Leptothorax kutteri: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Leptothorax | {{Ameisenart | ||
| WissName = Leptothorax kutteri | |||
| Autor = Buschnger, 1966 | |||
| Unterfamilie = Myrmicinae | |||
| Gattung = Leptothorax | |||
| Art = kutteri | |||
| Bild = Leptothorax kutteri01 - Borowiec web.jpg | |||
| Bildbeschreibung = Präpariertes ''Leptothorax kutteri'' -Weibchen | |||
| Verbreitung = Alpenraum, der Umgebung von Nürnberg, Südschweden, Polen und im Baltikum. | |||
| Habitat = Anpassung an Wirtsart | |||
| Gruendung = [[Sozialparasitismus|sozialparasitär]] | |||
| Koeniginnen = [[Polygynie|polygyn]] | |||
| maxKolo = | |||
}} | |||
'''Leptothorax kutteri Buschinger, 1966:''' , Myrmicinae, ist eine weitere arbeiterinlose, bei ''[[Leptothorax acervorum]]'' lebende [[Sozialparasitismus|sozialparasitische]] Ameise. Hier kann man einen Teil der Veröffentlichungen von A. Buschinger einsehen oder herunterladen, darunter auch die Beschreibung von L. kutteri: | |||
http://atbi.biosci.ohio-state.edu:210/hymenoptera/authors.go_option?author_id=2260&module=pub_list | http://atbi.biosci.ohio-state.edu:210/hymenoptera/authors.go_option?author_id=2260&module=pub_list | ||
Leptothorax kutteri ist eine sozialparasitische Art ohne eigene Arbeiterinnen, gehört damit also zum Typ der | ''Leptothorax kutteri'' ist eine sozialparasitische Art ohne eigene Arbeiterinnen, gehört damit also zum Typ der [[Inquiline]]n. Sie lebt in Nestern ihrer einzigen Wirtsart, ''Leptothorax acervorum'', wobei sich meist mehrere L. kutteri-Königinnen neben mehreren ''L. acervorum''-Königinnen finden. Beide Arten sind somit fakultativ [[polygyn]], da es auch Völker mit jeweils nur einer Wirtskönigin oder einer Parasitenkönigin gibt. | ||
Die Arbeiterinnen der Wirtsart ziehen eigene Arbeiterinnen auf, sowie aus den Eiern der Parasitenart ausschließlich junge kutteri-Geschlechtstiere. | Die Arbeiterinnen der Wirtsart ziehen eigene Arbeiterinnen auf, sowie aus den [[Ameiseneier|Eiern]] der Parasitenart ausschließlich junge ''kutteri''-Geschlechtstiere. | ||
L. kutteri-Weibchen sind geflügelt, kopulieren aber oft auf dem Wirtsnest oder in dessen Nähe mit zugeflogenen Männchen. Die Jungköniginnen kehren häufig in das Mutternest zurück. Lokale Anhäufungen parasitierter L. acervorum-Nester lassen darauf schließen, dass die Ausbreitung von L. kutteri auch durch Aufspaltung von Wirtsvölkern erfolgt: Die Parasiten werden in Tochtervölker der Wirtskolonie einfach mitgenommen. | ''L. kutteri''-Weibchen sind geflügelt, kopulieren aber oft auf dem Wirtsnest oder in dessen Nähe mit zugeflogenen Männchen. Die Jungköniginnen kehren häufig in das Mutternest zurück. Lokale Anhäufungen parasitierter ''L. acervorum''-Nester lassen darauf schließen, dass die Ausbreitung von ''L. kutteri'' auch durch Aufspaltung von Wirtsvölkern erfolgt: Die Parasiten werden in Tochtervölker der Wirtskolonie einfach mitgenommen. | ||
Leptothorax kutteri kommt im Alpenraum | ''Leptothorax kutteri'' kommt im Alpenraum, in der Umgebung von Nürnberg, in Südschweden, in Polen und im Baltikum vor. | ||
Eigenartig ist ein Chromosomen-Polymorphismus zwischen den recht isolierten Populationen: Tiere aus der Schweiz, aus Südtirol und aus Südschweden haben einen Chromosomensatz von haploid 23 Chromosomen, während sie in der Umgebung von Nürnberg haploid 25 Chromosomen haben. In Kreuzungsversuchen mit Tieren aus unterschiedlichen Populationen wurden schließlich Männchen mit Chromosomensätzen von n= 23, 24 und 25 erzeugt (Buschinger, A., Fischer, K. (1991): Hybridization of chromosome-polymorphic populations of the inquiline ant, Doronomyrmex kutteri (Hym., Formicidae. Insectes Sociaux 38, 95-103). | Eigenartig ist ein Chromosomen-Polymorphismus zwischen den recht isolierten Populationen: Tiere aus der Schweiz, aus Südtirol und aus Südschweden haben einen Chromosomensatz von haploid 23 Chromosomen, während sie in der Umgebung von Nürnberg haploid 25 Chromosomen haben. In Kreuzungsversuchen mit Tieren aus unterschiedlichen Populationen wurden schließlich Männchen mit Chromosomensätzen von n= 23, 24 und 25 erzeugt (Buschinger, A., Fischer, K. (1991): Hybridization of chromosome-polymorphic populations of the inquiline ant, ''Doronomyrmex kutteri'' (Hym., Formicidae. Insectes Sociaux 38, 95-103). | ||
Im September 2005 hat Marek Borowiec, Student in Wroclaw, einen zweiten Fundort für Polen entdeckt, in den westlichen Sudeten. | Im September 2005 hat Marek Borowiec, Student in Wroclaw, einen zweiten Fundort für Polen entdeckt, in den westlichen Sudeten. | ||
Jetzt im Dezember 2006 hat er mittels eines Automontage-Programms ungewöhnlich gute Aufnahmen von L. kutteri hergestellt, die ich hier benutzen darf (Bilder 1-3, Seitenansicht, Kopf von vorn und Dorsalansicht. | Jetzt im Dezember 2006 hat er mittels eines Automontage-Programms ungewöhnlich gute Aufnahmen von ''L. kutteri'' hergestellt, die ich hier benutzen darf (Bilder 1-3, Seitenansicht, Kopf von vorn und Dorsalansicht). | ||
[[bild:Leptothorax kutteri01 - Borowiec web.jpg]] | |||
Bild 1: Seitenansicht. Gut erkennbar ist der kleine, nach vorn gerichtete Dorn ventral am [[Postpetiolus]]. Auch das Epinotalstigma links vor der Basis des Epinotaldorns ist gut zu sehen. Sogar die Antennenglieder kann man zählen! | |||
[[bild:Leptothorax kutteri02 - Borowiec web.jpg]] | |||
Bild 2: Kopf von vorn. Charakteristisch sind das kleine Dreieck in der Skulptur über dem Clypeus, sowie die bogenförmig auf die Ocellen zulaufende Runzelung. | |||
[[bild:Leptothorax kutteri03 - Borowiec web.jpg]] | |||
Bild 3: Von oben ist besonders schön die Gliederung der Thorax[[sklerit]]e zu erkennen. | |||
(A. Buschinger, 21.12.06) | (A. Buschinger, 21.12.06) |
Aktuelle Version vom 25. Juni 2013, 18:44 Uhr
Leptothorax kutteri Buschinger, 1966: , Myrmicinae, ist eine weitere arbeiterinlose, bei Leptothorax acervorum lebende sozialparasitische Ameise. Hier kann man einen Teil der Veröffentlichungen von A. Buschinger einsehen oder herunterladen, darunter auch die Beschreibung von L. kutteri:
http://atbi.biosci.ohio-state.edu:210/hymenoptera/authors.go_option?author_id=2260&module=pub_list
Leptothorax kutteri ist eine sozialparasitische Art ohne eigene Arbeiterinnen, gehört damit also zum Typ der Inquilinen. Sie lebt in Nestern ihrer einzigen Wirtsart, Leptothorax acervorum, wobei sich meist mehrere L. kutteri-Königinnen neben mehreren L. acervorum-Königinnen finden. Beide Arten sind somit fakultativ polygyn, da es auch Völker mit jeweils nur einer Wirtskönigin oder einer Parasitenkönigin gibt.
Die Arbeiterinnen der Wirtsart ziehen eigene Arbeiterinnen auf, sowie aus den Eiern der Parasitenart ausschließlich junge kutteri-Geschlechtstiere.
L. kutteri-Weibchen sind geflügelt, kopulieren aber oft auf dem Wirtsnest oder in dessen Nähe mit zugeflogenen Männchen. Die Jungköniginnen kehren häufig in das Mutternest zurück. Lokale Anhäufungen parasitierter L. acervorum-Nester lassen darauf schließen, dass die Ausbreitung von L. kutteri auch durch Aufspaltung von Wirtsvölkern erfolgt: Die Parasiten werden in Tochtervölker der Wirtskolonie einfach mitgenommen.
Leptothorax kutteri kommt im Alpenraum, in der Umgebung von Nürnberg, in Südschweden, in Polen und im Baltikum vor.
Eigenartig ist ein Chromosomen-Polymorphismus zwischen den recht isolierten Populationen: Tiere aus der Schweiz, aus Südtirol und aus Südschweden haben einen Chromosomensatz von haploid 23 Chromosomen, während sie in der Umgebung von Nürnberg haploid 25 Chromosomen haben. In Kreuzungsversuchen mit Tieren aus unterschiedlichen Populationen wurden schließlich Männchen mit Chromosomensätzen von n= 23, 24 und 25 erzeugt (Buschinger, A., Fischer, K. (1991): Hybridization of chromosome-polymorphic populations of the inquiline ant, Doronomyrmex kutteri (Hym., Formicidae. Insectes Sociaux 38, 95-103).
Im September 2005 hat Marek Borowiec, Student in Wroclaw, einen zweiten Fundort für Polen entdeckt, in den westlichen Sudeten. Jetzt im Dezember 2006 hat er mittels eines Automontage-Programms ungewöhnlich gute Aufnahmen von L. kutteri hergestellt, die ich hier benutzen darf (Bilder 1-3, Seitenansicht, Kopf von vorn und Dorsalansicht).
Bild 1: Seitenansicht. Gut erkennbar ist der kleine, nach vorn gerichtete Dorn ventral am Postpetiolus. Auch das Epinotalstigma links vor der Basis des Epinotaldorns ist gut zu sehen. Sogar die Antennenglieder kann man zählen!
Bild 2: Kopf von vorn. Charakteristisch sind das kleine Dreieck in der Skulptur über dem Clypeus, sowie die bogenförmig auf die Ocellen zulaufende Runzelung.
Bild 3: Von oben ist besonders schön die Gliederung der Thoraxsklerite zu erkennen.
(A. Buschinger, 21.12.06)