Oecophylla: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Ameisenart
{{Ameisengattung
| Autor =   
| Autor =  (F. Smith, 1860)
| WissName        =  
| WissName        = Oecophylla
| Gattung          = Oecophylla
| Gattung          = Oecophylla
| Unterfamilie    = Formicinae
| Unterfamilie    = Formicinae
| Bild            = Oecophylla.jpg
| Bild            = Oecoph.1.jpg
| Bildbeschreibung = Oecophylla
| Bildbeschreibung = ''O. smaragdina'' aus Bangkok/Thailand
}}
}}
[[Bild:Oecophylla.jpg|thumb|250px|''Oecophylla sp.'' im Kampf mit einer fremden Art]]
Die Gattung '''''Oecophylla''''' (F. Smith ,1860) umfasst zwei Arten mit jeweils mehreren Unterarten:
*''[[Oecophylla smaragdina]]'' <small>(Fabricius, 1775)</small>
*''[[Oecophylla longinoda]]'' <small>(Latreille, 1802)</small>


Die Minor- und Major-Arbeiterinnen beider Arten sind in ihrem Aussehen nahezu identisch, gleichmäßig karamellfarben, und haben einen leicht durchscheinenden Körper. Nur die ''O. smaragdina'' aus dem australischen Verbreitungsgebiet hat grüne Gaster; in Südostasien sind die Arbeiterinnen auch dieser Art durchgehend braunrot gefärbt. Die [[Monogynie|monogynen]] Königinnen haben einen massigen Körperbau und eine herzförmige Gaster, die schwarzen Flügelansätze sind deutlich zu sehen. Die Koloniegründung erfolgt "[[claustral]]", d. h. ohne Nahrungssuche, jedoch oft nur in einem oberflächlichen Versteck zwischen oder unter Blättern.
[[Pleometrose|Pleometrotische Koloniegründung]] wurde für ''O. smaragdina'' beschrieben (siehe unten), doch sind ausgewachsene Völker stets monogyn.


''Unterfamilie:'' Formicinae<br>
Unterscheidungsmerkmal, neben der Verbreitung (''O. smaragdina'': Asien, Ozeanien, Australien; ''O. longinoda'': Afrika), sind nach Wheeler (1922) die Lage der Stigmen und die Form der Petioli.
''Gattung:'' Oecophylla<br>
monogyn, polymorph


Die Gattung Oecophylla (Genus F.Smith (1860) umfasst zwei Arten mit jeweils mehreren Unterarten:
Alle Arten dieses Genus leben in Bäumen und bauen Nester aus Blättern, die durch Proteinfäden aus den Spinndrüsen (= Speicheldrüsen) der [[Larven]] zusammengehalten werden. Im Gegensatz zu den Spinnen münden die Spinndrüsen auf der Unterlippe der Larven aus. Zum Nestbau ziehen Gruppen von Arbeiterinnen Blätter zusammen und halten diese fest, andere Arbeiterinnen holen dann Larven aus dem Nest und nutzen diese wie Klebepistolen; auch der Vergleich mit Weberschiffchen ist gebräuchlich. Dieses Verhalten hat ihnen (neben mehreren Arten der Gattung ''[[Polyrhachis]]'', die Gespinstnester z. B. auch an Steinen oder Baumstämmen  webt) den deutschen Namen "''Weberameise''" eingebracht.
*[[Oecophylla_smaragdina|O. smaragdina]] (Fabricius, 1775)
*[[Oecophylla longinoda|O. longinoda]] (Latreille, 1802).


Die Minor- und Major-Arbeiterinnen beider Arten sind in ihrem Aussehen nahezu identisch, gleichmäßig karamellfarben, und haben einen leicht durchscheinenden Körper. Nur die O. smaragdina aus dem australischen Verbreitungsgebiet hat grüne Gaster; in Südostasien sind die Arbeiterinnen auch dieser Art durchgehend braunrot gefärbt. Die monogynen Königinnen haben einen massigen Körperbau und eine herzförmige Gaster, die schwarzen Flügelansätze sind deutlich zu sehen. Die Koloniegründung erfolgt "claustral", d.h. ohne Nahrungssuche, jedoch oft nur in einem oberflächlichen Versteck zwischen oder unter Blättern.
''Oecophylla'' erreicht eine Volkstärke über 500.000 Individuen und bewohnt ein großes Territorium über mehrere Bäume und Büsche. Innerhalb dieses Territoriums können über 100 Zweignester angelegt werden.
Pleometrotische Koloniegründung wurde für O. smaragdina beschrieben (siehe unten), doch sind ausgewachsene Völker stets monogyn.


Unterscheidungsmerkmal, neben der Verbreitung (smaragdina: Asien, Ozeanien, Australien; longinoda: Afrika), sind nach Wheeler (1922) die Lage der Stigmen und die Form der Petioli.
2007 wurde in der Grube Messel eine fossile ''Oecophylla''-Königin gefunden.<ref> Siehe: http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/1693359_Grube-Messel-Als-Hessen-noch-tropisch-war.html "Grube Messel - Als Hessen noch tropisch war"</ref>


Alle Arten dieses Genus leben in Bäumen und bauen Nester aus Blättern, die durch Proteinfäden aus den Spinndrüsen (= Speicheldrüsen) der Larven zusammengehalten werden. Im Gegensatz zu den Spinnen münden die Spinndrüsen auf der Unterlippe der Larven aus. Zum Nestbau ziehen Gruppen von Arbeiterinnen Blätter zusammen und halten diese fest, andere Arbeiterinnen holen dann Laven aus dem Nest und nutzen diese wie Klebepistolen; auch der Vergleich mit Weberschiffchen ist gebräuchlich. Dieses Verhalten hat ihnen (neben mehreren Arten der Gattung Polyrachis, die Gespinstnester z.B. auch an Steinen oder Baumstämmen  webt) den deutschen Namen Weberameise eingebracht.
==Literatur==
Koloniegründung in Pleometrose bei ''Oecophylla smaragdina'':<br />
Peeters & Andersen (1989): Cooperation between dealate queens during colony foundation in the Green Tree Ant, ''Oecophylla smaragdina''. Psyche 96, 39-44.


Oecophylla erreicht eine Volkstärke über 500.000 Individuen und bewohnt ein großes Territorium über mehrere Bäume und Büsche. Innerhalb dieses Territoriums können über 100 Zweignester angelegt werden.
Die Autoren berichten über Beobachtungen im Northern Territory von Australien, bei Darwin, wo sie drei Gruppen von gemeinsam gründenden ''O. smaragdina''-Königinnen fanden. Die Gruppen umfassten 6, 12 bzw. 19 Königinnen, jeweils mit reichlich Brut. Die Königinnen hatten sich mit Hilfe der ersten großen Larven (nur das letzte Larvenstadium liefert Seidensekret!) Gemeinschaftsnester gewoben. Sie betonen jedoch, dass hier die Pleometrose nicht zu polygynen Kolonien führt. Wie bei vielen anderen Arten mit gelegentlicher Pleometrose (z. B. ''[[Lasius niger]]'') wird nach Erscheinen der Arbeiterinnen die Anzahl der Königinnen auf eine reduziert, die Art ist demnach dauerhaft monogyn.


[[Bild:Oecoph.1.jpg|O. smaragdina aus Bankog/Thailand (BUSCHINGER, 2002)]]
== Einzelnachwise ==
 
<references />
 
'''Literatur:''' Koloniegründung in Pleometrose bei Oecophylla smaragdina:
 
Peeters & Andersen (1989): Cooperation between dealate queens during colony foundation in the Green Tree Ant, Oecophylla smaragdina. Psyche 96, 39-44.
 
Die Autoren berichten über Beobachtungen im Northern Territory von Australien, bei Darwin, wo sie drei Gruppen von gemeinsam gründenden O. smaragdina-Königinnen fanden. Die Gruppen umfassten 6, 12 bzw. 19 Königinnen, jeweils mit reichlich Brut. Die Königinnen hatten sich mit Hilfe der ersten großen Larven (nur das letzte Larvenstadium liefert Seidensekret!) Gemeinschaftsnester gewoben. Sie betonen jedoch, dass hier die Pleometrose nicht zu polygynen Kolonien führt. Wie bei vielen anderen Arten mit gelegentlicher Pleometrose (z.B. Lasius niger) wird nach Erscheinen der Arbeiterinnen die Anzahl der Königinnen auf eine reduziert, die Art ist demnach dauerhaft monogyn.

Aktuelle Version vom 29. Juni 2013, 16:10 Uhr

Oecophylla
O. smaragdina aus Bangkok/Thailand O. smaragdina aus Bangkok/Thailand
Systematik
Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Oecophylla
Wissenschaftlicher Name
Oecophylla

(F. Smith, 1860)

Oecophylla sp. im Kampf mit einer fremden Art

Die Gattung Oecophylla (F. Smith ,1860) umfasst zwei Arten mit jeweils mehreren Unterarten:

Die Minor- und Major-Arbeiterinnen beider Arten sind in ihrem Aussehen nahezu identisch, gleichmäßig karamellfarben, und haben einen leicht durchscheinenden Körper. Nur die O. smaragdina aus dem australischen Verbreitungsgebiet hat grüne Gaster; in Südostasien sind die Arbeiterinnen auch dieser Art durchgehend braunrot gefärbt. Die monogynen Königinnen haben einen massigen Körperbau und eine herzförmige Gaster, die schwarzen Flügelansätze sind deutlich zu sehen. Die Koloniegründung erfolgt "claustral", d. h. ohne Nahrungssuche, jedoch oft nur in einem oberflächlichen Versteck zwischen oder unter Blättern. Pleometrotische Koloniegründung wurde für O. smaragdina beschrieben (siehe unten), doch sind ausgewachsene Völker stets monogyn.

Unterscheidungsmerkmal, neben der Verbreitung (O. smaragdina: Asien, Ozeanien, Australien; O. longinoda: Afrika), sind nach Wheeler (1922) die Lage der Stigmen und die Form der Petioli.

Alle Arten dieses Genus leben in Bäumen und bauen Nester aus Blättern, die durch Proteinfäden aus den Spinndrüsen (= Speicheldrüsen) der Larven zusammengehalten werden. Im Gegensatz zu den Spinnen münden die Spinndrüsen auf der Unterlippe der Larven aus. Zum Nestbau ziehen Gruppen von Arbeiterinnen Blätter zusammen und halten diese fest, andere Arbeiterinnen holen dann Larven aus dem Nest und nutzen diese wie Klebepistolen; auch der Vergleich mit Weberschiffchen ist gebräuchlich. Dieses Verhalten hat ihnen (neben mehreren Arten der Gattung Polyrhachis, die Gespinstnester z. B. auch an Steinen oder Baumstämmen webt) den deutschen Namen "Weberameise" eingebracht.

Oecophylla erreicht eine Volkstärke über 500.000 Individuen und bewohnt ein großes Territorium über mehrere Bäume und Büsche. Innerhalb dieses Territoriums können über 100 Zweignester angelegt werden.

2007 wurde in der Grube Messel eine fossile Oecophylla-Königin gefunden.[1]

Literatur

Koloniegründung in Pleometrose bei Oecophylla smaragdina:
Peeters & Andersen (1989): Cooperation between dealate queens during colony foundation in the Green Tree Ant, Oecophylla smaragdina. Psyche 96, 39-44.

Die Autoren berichten über Beobachtungen im Northern Territory von Australien, bei Darwin, wo sie drei Gruppen von gemeinsam gründenden O. smaragdina-Königinnen fanden. Die Gruppen umfassten 6, 12 bzw. 19 Königinnen, jeweils mit reichlich Brut. Die Königinnen hatten sich mit Hilfe der ersten großen Larven (nur das letzte Larvenstadium liefert Seidensekret!) Gemeinschaftsnester gewoben. Sie betonen jedoch, dass hier die Pleometrose nicht zu polygynen Kolonien führt. Wie bei vielen anderen Arten mit gelegentlicher Pleometrose (z. B. Lasius niger) wird nach Erscheinen der Arbeiterinnen die Anzahl der Königinnen auf eine reduziert, die Art ist demnach dauerhaft monogyn.

Einzelnachwise