Schwarmflug: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein bevorstehender Schwarmflug kündigt sich meist bereits einige Stunden vor dem eigentlichen Ereignis an. Die Aussenaktivität der Arbeiterinnen scheint zuerst etwas geringer als üblich. Kurz bevor die ersten Geschlechtstiere an die Oberfläche bzw. aus dem Nest dringen, ist jedoch eine erhöhte Aktivität der Arbeiterinnen ausserhalb des Nestes festzustellen. Dabei scheinen die Arbeiterinnen ziellos und aufgeregt ausserhalb des Nestes herumzurennen. Kurz darauf kommen die ersten Geschlechtstiere an die Oberfläche. Die meist massigeren Weibchen fallen dabei besonders auf. Nach einiger Zeit an der Oberfläche fliegen die ersten Geschlechtstiere vom Nest ab. | |||
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[[Bild: Schwarmflug.jpg|250px|thumb|''[[Lasius niger]]''-Geschlechtstiere dringen aus einem Kompostkübel]] | |||
Meistens ist der genaue Hergang der Paarung unbekannt, da die ausschwärmenden Ameisen nicht zu verfolgen sind. Von einigen Arten weiß man, dass sie "Treffpunkte" wie hohe Einzelbäume, Türme, Berggipfel ansteuern, wo die Verpaarung in der Luft bzw. auch am Boden stattfindet. Beobachtet wurde dies bei ''[[Lasius niger]]'', verschiedenen ''[[Myrmica]]''-Arten, [[Leptothorax acervorum]], ''[[Leptothorax canadensis]]'' und anderen. Oft kann man auch noch am Boden kopulierende Pärchen beobachten, beispielsweise von ''[[Myrmica]]'' sp. oder ''[[Lasius]]'' sp. Hingegen konnte z. B. von ''[[Formica fusca]]'' noch keine Kopulation beobachtet werden. Über die Schwärme von Lasius niger wird berichtet, dass sie manchmal wie Rauchwolken wirken, so dass schon Feuerwehrwachen zum scheinbar brennenden Kirchturm ausgerückt sind. ''[[Solenopsis fugax]]'' bildet "Schwarmsäulen" von wenigen Metern Höhe, die vom Boden oder kleinen Sträuchern ausgehen und, im Wind leicht schwankend, längere Zeit am Ort verweilen. Die Säulen bestehen aus Männchen; Weibchen fliegen hinein, werden dort begattet und fliegen zur [[Gründung|Koloniegründung]] wieder ab. Bei manchen Arten sind die weiblichen Geschlechtstiere begrenzt oder gar nicht flugfähig und locken Männchen durch Pheromone an (''[[Harpagoxenus sublaevis]]'', einige parasitische ''[[Leptothorax]]''-Arten). Schließlich gibt es Arten, die im Nest kopulieren, z. B. einige ''[[Myrmoxenus]]''-Arten und ''[[Anergates atratulus]]''. | Meistens ist der genaue Hergang der Paarung unbekannt, da die ausschwärmenden Ameisen nicht zu verfolgen sind. Von einigen Arten weiß man, dass sie "Treffpunkte" wie hohe Einzelbäume, Türme, Berggipfel ansteuern, wo die Verpaarung in der Luft bzw. auch am Boden stattfindet. Beobachtet wurde dies bei ''[[Lasius niger]]'', verschiedenen ''[[Myrmica]]''-Arten, [[Leptothorax acervorum]], ''[[Leptothorax canadensis]]'' und anderen. Oft kann man auch noch am Boden kopulierende Pärchen beobachten, beispielsweise von ''[[Myrmica]]'' sp. oder ''[[Lasius]]'' sp. Hingegen konnte z. B. von ''[[Formica fusca]]'' noch keine Kopulation beobachtet werden. Über die Schwärme von Lasius niger wird berichtet, dass sie manchmal wie Rauchwolken wirken, so dass schon Feuerwehrwachen zum scheinbar brennenden Kirchturm ausgerückt sind. ''[[Solenopsis fugax]]'' bildet "Schwarmsäulen" von wenigen Metern Höhe, die vom Boden oder kleinen Sträuchern ausgehen und, im Wind leicht schwankend, längere Zeit am Ort verweilen. Die Säulen bestehen aus Männchen; Weibchen fliegen hinein, werden dort begattet und fliegen zur [[Gründung|Koloniegründung]] wieder ab. Bei manchen Arten sind die weiblichen Geschlechtstiere begrenzt oder gar nicht flugfähig und locken Männchen durch Pheromone an (''[[Harpagoxenus sublaevis]]'', einige parasitische ''[[Leptothorax]]''-Arten). Schließlich gibt es Arten, die im Nest kopulieren, z. B. einige ''[[Myrmoxenus]]''-Arten und ''[[Anergates atratulus]]''. | ||
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Nach der erfolgreichen Begattung kehrt die Gyne zum Erdboden zurück, knickt dort ihre Flügel an einer vorgeformten Bruchstelle ab und beginnt dort mit der Gründung. Zuerst begibt sich die Gyne auf die Suche nach einem geeigneten Gründungsnest oder beginnt selbst, eine Gründungskammer zu graben. Dabei kann man im Sommer direkt nach dem Schwarmflug Ameisen in großer Zahl beobachten, wenn sie auf versiegelten Flächen umherirren. Ausserdem gibt es Ameisenarten deren Jungköniginnen als Sozialparasit in ein bestehendes Ameisennest eindringen, sowie Arten deren Jungköniginnen gar keinen richtigen Schwarmflug absolvieren, sondern direkt am oder im Nest begattet werden und anschließend von der "Mutterkolonie" adoptiert werden. | Nach der erfolgreichen Begattung kehrt die Gyne zum Erdboden zurück, knickt dort ihre Flügel an einer vorgeformten Bruchstelle ab und beginnt dort mit der Gründung. Zuerst begibt sich die Gyne auf die Suche nach einem geeigneten Gründungsnest oder beginnt selbst, eine Gründungskammer zu graben. Dabei kann man im Sommer direkt nach dem Schwarmflug Ameisen in großer Zahl beobachten, wenn sie auf versiegelten Flächen umherirren. Ausserdem gibt es Ameisenarten deren Jungköniginnen als Sozialparasit in ein bestehendes Ameisennest eindringen, sowie Arten deren Jungköniginnen gar keinen richtigen Schwarmflug absolvieren, sondern direkt am oder im Nest begattet werden und anschließend von der "Mutterkolonie" adoptiert werden. |
Version vom 14. Juni 2013, 20:20 Uhr
Als Schwarmflug (auch Hochzeitsflug genannt) wird das Ereignis bezeichnet, an dem die zuvor geschlüpften Jungköniginnen und Männchen das Nest der Kolonie verlassen, um sich mit anderen Geschlechtstieren zu paaren. Dies geschieht unter artspezifischen Bedingungen synchron, so dass in der Regel viele Geschlechtstiere gleichzeitig das Nest zur Paarung verlassen. Durch die große Menge von Individuen wird das Risiko gefressen zu werden für einzelne Tiere verringert, da bei den Fressfeinden bald eine Sättigung erreicht ist.
Verlauf des Schwarmflugs
Verlassen des Nestes
Ein bevorstehender Schwarmflug kündigt sich meist bereits einige Stunden vor dem eigentlichen Ereignis an. Die Aussenaktivität der Arbeiterinnen scheint zuerst etwas geringer als üblich. Kurz bevor die ersten Geschlechtstiere an die Oberfläche bzw. aus dem Nest dringen, ist jedoch eine erhöhte Aktivität der Arbeiterinnen ausserhalb des Nestes festzustellen. Dabei scheinen die Arbeiterinnen ziellos und aufgeregt ausserhalb des Nestes herumzurennen. Kurz darauf kommen die ersten Geschlechtstiere an die Oberfläche. Die meist massigeren Weibchen fallen dabei besonders auf. Nach einiger Zeit an der Oberfläche fliegen die ersten Geschlechtstiere vom Nest ab.
Paarung
Meistens ist der genaue Hergang der Paarung unbekannt, da die ausschwärmenden Ameisen nicht zu verfolgen sind. Von einigen Arten weiß man, dass sie "Treffpunkte" wie hohe Einzelbäume, Türme, Berggipfel ansteuern, wo die Verpaarung in der Luft bzw. auch am Boden stattfindet. Beobachtet wurde dies bei Lasius niger, verschiedenen Myrmica-Arten, Leptothorax acervorum, Leptothorax canadensis und anderen. Oft kann man auch noch am Boden kopulierende Pärchen beobachten, beispielsweise von Myrmica sp. oder Lasius sp. Hingegen konnte z. B. von Formica fusca noch keine Kopulation beobachtet werden. Über die Schwärme von Lasius niger wird berichtet, dass sie manchmal wie Rauchwolken wirken, so dass schon Feuerwehrwachen zum scheinbar brennenden Kirchturm ausgerückt sind. Solenopsis fugax bildet "Schwarmsäulen" von wenigen Metern Höhe, die vom Boden oder kleinen Sträuchern ausgehen und, im Wind leicht schwankend, längere Zeit am Ort verweilen. Die Säulen bestehen aus Männchen; Weibchen fliegen hinein, werden dort begattet und fliegen zur Koloniegründung wieder ab. Bei manchen Arten sind die weiblichen Geschlechtstiere begrenzt oder gar nicht flugfähig und locken Männchen durch Pheromone an (Harpagoxenus sublaevis, einige parasitische Leptothorax-Arten). Schließlich gibt es Arten, die im Nest kopulieren, z. B. einige Myrmoxenus-Arten und Anergates atratulus.
Zurück am Boden
Nach der erfolgreichen Begattung kehrt die Gyne zum Erdboden zurück, knickt dort ihre Flügel an einer vorgeformten Bruchstelle ab und beginnt dort mit der Gründung. Zuerst begibt sich die Gyne auf die Suche nach einem geeigneten Gründungsnest oder beginnt selbst, eine Gründungskammer zu graben. Dabei kann man im Sommer direkt nach dem Schwarmflug Ameisen in großer Zahl beobachten, wenn sie auf versiegelten Flächen umherirren. Ausserdem gibt es Ameisenarten deren Jungköniginnen als Sozialparasit in ein bestehendes Ameisennest eindringen, sowie Arten deren Jungköniginnen gar keinen richtigen Schwarmflug absolvieren, sondern direkt am oder im Nest begattet werden und anschließend von der "Mutterkolonie" adoptiert werden.
Schwarmflüge in menschlichen Behausungen
Oft wird man erst durch einen Schwarmflug auf einen Befall im Haus oder der Wohnung aufmerksam, wenn die geflügelten Geschlechtstiere aus Bodenleisten, Steckdosen oder zwischen Türrahmen hervorkommen. In diesem Falle sind die Geschlechtstiere einzusammeln und ins Freiland zu bringen. Desweiteren ist ggf. der Vermieter bzw. der Kammerjäger zu informieren. Siehe auch: Bekämpfung
Auf dem ersten Bild sind Geschlechtstiere der Art Lasius flavus zu sehen, die aus dem Eingang des Erdnestes der Kolonie ins Freie drängen.
Das zweite Bild zeigt Lasius cf. niger-Geschlechtstiere, die an einem Sommertag aus einem Kompostkübel hervordringen. Wenige Minuten später begannen die ersten abzufliegen. Die Arbeiterinnen auf dem Bild wirkten sichtbar aufgeregt, und verhielten sich übermäßig agressiv gegenüber anderen Insekten, die sich dem Treiben näherten.
Irritationen durch Schwarmflüge
Immer wieder stößt man in der Ameisenliteratur auf die Angabe, dass Wolken schwärmender Ameisen z.B. über Kirchtürmen Feuerwehralarm auslösen können. Dokumentiert sind Irritationen, wobei Ameisenschwärme mitunter so viele Geschlechtstiere umfassen können, dass sie für Rauchwolken gehalten werden können.[1]
Siehe auch
Weblinks
- Video einer Gyne von Camponotus herculeanus beim Abstreifen der Flügel
- Schwarmflugtabelle (ameisenforum.de)