Wintervorbereitung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (+überarbeiten)
 
(8 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Zur Zeit (September) wird immer wieder geklagt, dass die Ameisen "nichts fressen", kaum das Nest verlassen, dass keine Eier mehr gelegt werden, keine Puppen mehr auftauchen.
{{Überarbeiten|+Wikilinks, gliedern --[[Benutzer:DmdM|DmdM]] 19:46, 29. Mär. 2012 (CEST)}}


Im Herbst wird immer wieder geklagt, dass die Ameisen "nichts fressen", kaum das Nest verlassen, dass keine Eier mehr gelegt werden, keine Puppen mehr auftauchen.


:1.) Ameisen bereiten sich auf die berwinterung vor !
:Natrlich ist das bei den verschiedenen Gattungen etwas unterschiedlich.
:Aber im Prinzip macht es fr die Ameisen keinen Sinn, jetzt noch Eier zu legen: Die knnen nur bei ganz wenigen mediterranen Arten den Winter berstehen, bei den meisten einheimischen wrden sie unter natrlichen Bedingungen im Freien erfrieren, sie wren eine verlorene Investition.


:Dasselbe gilt f�r Puppen: Bei keiner einheimischen Art �berstehen Puppen, ob nackte oder mit Kokon, den nat�rlichen Winter. Also lassen die Ameisen lieber die Larven �berwintern, f�ttert sie nicht weiter. (Ausnahmen sind die Formica-Arten, einschl. Raptiformica und Serviformica: Sie versuchen, die letzten Larven zur Verpuppung und noch zum Schl�pfen zu bringen, denn die V�lker �berwintern ohne jegliche Brut. Vorr�te werden in Form von Fettk�rper in den adulten Arbeiterinnen eingelagert. Bei der traditionell eher zu reichlichen F�tterung im Formikar sind diese Speichertiere nach wenigen Tagen "zum Platzen voll", es besteht also auch hier kein Grund mehr, weiteres Futter anzunehmen).
:1.) Ameisen bereiten sich auf die Überwinterung vor !
:Natürlich ist das bei den verschiedenen Gattungen etwas unterschiedlich.
:Aber im Prinzip macht es für die Ameisen keinen Sinn, jetzt noch Eier zu legen: Die können nur bei ganz wenigen mediterranen Arten den Winter überstehen, bei den meisten einheimischen würden sie unter natürlichen Bedingungen im Freien erfrieren, sie wären eine verlorene Investition.


:Dasselbe gilt für Puppen: Bei keiner einheimischen Art überstehen Puppen, ob nackte oder mit Kokon, den natürlichen Winter. Also lassen die Ameisen lieber die Larven überwintern, füttert sie nicht weiter. (Ausnahmen sind die Formica-Arten, einschl. Raptiformica und Serviformica: Sie versuchen, die letzten Larven zur Verpuppung und noch zum Schlüpfen zu bringen, denn die Völker überwintern ohne jegliche Brut. Vorräte werden in Form von Fettkörper in den adulten Arbeiterinnen eingelagert. Bei der traditionell eher zu reichlichen Fütterung im Formikar sind diese Speichertiere nach wenigen Tagen "zum Platzen voll", es besteht also auch hier kein Grund mehr, weiteres Futter anzunehmen).


Somit ist es absolut normal, dass Eure Ameisen sich jetzt ganz anders verhalten als im Frhjahr oder Sommer!
(Und nun komme niemand auf die Idee, dass die Ameisen im Formikar ja nicht wssten, dass es drauen bald kalt wird, und kein Futter mehr zu finden sein wird! Wohl alle heimischen Arten haben so viel "endogenen Jahresrhythmus", dass sie nach einer gewissen Zeit der aktiven Brutaufzucht eine Pause einlegen. Unterschiede gibt es nur darin, dass z.B. Camponotus ihre Winterruhe auch bei hherer Temperatur einhalten, whrend die meisten anderen Arten nicht nur von sich aus Pause machen, sondern dazu auch noch niedrige bis sehr niedrige Temperaturen bentigen. Bei Camponotus ist die Mglichkeit der "warmen" berwinterung brigens auch nur fr C. ligniperda und C. herculeanus nachgewiesen).
Erhhte Larvensterblichkeit im Herbst kann die Folge sein, wenn sommerlich hohe Temperaturen zu lange auf die Tiere einwirken (evtl. das Problem bei schmidi!).


Somit ist es absolut normal, dass Eure Ameisen sich jetzt ganz anders verhalten als im Frühjahr oder Sommer!
(Und nun komme niemand auf die Idee, dass die Ameisen im Formikar ja nicht wüssten, dass es draußen bald kalt wird, und kein Futter mehr zu finden sein wird! Wohl alle heimischen Arten haben so viel "endogenen Jahresrhythmus", dass sie nach einer gewissen Zeit der aktiven Brutaufzucht eine Pause einlegen. Unterschiede gibt es nur darin, dass z.B. Camponotus ihre Winterruhe auch bei höherer Temperatur einhalten, während die meisten anderen Arten nicht nur von sich aus Pause machen, sondern dazu auch noch niedrige bis sehr niedrige Temperaturen benötigen. Bei Camponotus ist die Möglichkeit der "warmen" Überwinterung übrigens auch nur für C. ligniperdus und C. herculeanus nachgewiesen).
Erhöhte Larvensterblichkeit im Herbst kann die Folge sein, wenn sommerlich hohe Temperaturen zu lange auf die Tiere einwirken (evtl. das Problem bei schmidi!).


:2.) Bei vielen Eurer Ameisen ist der Jahreszyklus gestrt!
:Auch wenn man die Tiere erst im April aus dem Winter in Frhjahrstemperaturen gebracht hat, ist ihr subjektiver Sommer schneller abgelaufen als in der Natur, d.h., die Tiere bereiten sich frher auf die berwinterung vor (stoppen Eiablage, Verpuppung etc., s.o.). Das liegt daran, dass die Tiere im Formikar, in der Wohnung, ab dem Frhjahr durchgngig hhere Temperaturen und mehr Futter hatten als vergleichbare Kolonien in der Natur:
:In jedem Sommer, mal mehr, mal weniger, gibt es krzere oder lngere Perioden mit Regen und unangenehm niedrigen Temperaturen. Auch nachts ist es im Freien klter als in der Wohnung. Diese Zeiten, in denen die Brut der Ameisen in der Natur sich langsamer entwickelt und wenig oder kein Futter eingebracht werden kann, addieren sich leicht auf 6-8 Wochen, wenn man von April bis Ende September rechnet. Entsprechend bereiten sich manche Vlker in der Haltung bereits ab August "vorzeitig" auf die berwinterung vor. Sie haben ihren "Sommer-job" erledigt, "gefhlsmig" msste es fr diese Ameisen schon lngst wieder Winter sein.


:2.) Bei vielen Eurer Ameisen ist der Jahreszyklus gestört!
:Auch wenn man die Tiere erst im April aus dem Winter in Frühjahrstemperaturen gebracht hat, ist ihr subjektiver Sommer schneller abgelaufen als in der Natur, d.h., die Tiere bereiten sich früher auf die Überwinterung vor (stoppen Eiablage, Verpuppung etc., s.o.). Das liegt daran, dass die Tiere im Formikar, in der Wohnung, ab dem Frühjahr durchgängig höhere Temperaturen und mehr Futter hatten als vergleichbare Kolonien in der Natur:
:In jedem Sommer, mal mehr, mal weniger, gibt es kürzere oder längere Perioden mit Regen und unangenehm niedrigen Temperaturen. Auch nachts ist es im Freien kälter als in der Wohnung. Diese Zeiten, in denen die Brut der Ameisen in der Natur sich langsamer entwickelt und wenig oder kein Futter eingebracht werden kann, addieren sich leicht auf 6-8 Wochen, wenn man von April bis Ende September rechnet. Entsprechend bereiten sich manche Völker in der Haltung bereits ab August "vorzeitig" auf die Überwinterung vor. Sie haben ihren "Sommer-job" erledigt, "gefühlsmäßig" müsste es für diese Ameisen schon längst wieder Winter sein.


Am besten ist es fr solche Vlker, wenn man sie jetzt (September) bereits khler hlt, im Keller etc., keinesfalls sie den in diesen Wochen nochmals hohen Temperaturen in der Wohnung aussetzt oder sie gar zustzlich beheizt.
Der "Winter" als Zeit der geringen Aktivitt wird dadurch natrlich lnger (evtl. 7 Monate von Anfang September bis Ende Mrz), aber das tut den Tieren allemal besser als sie jetzt noch knstlich zu Aktivitt zwingen zu wollen, oder sie dann bereits im Februar auszuwintern.
Letzteres wrde zwar funktionieren, aber dann wre der Sommer 2005 evtl. bereits im Juli zu Ende, usw..


Koloniegr�ndende K�niginnen, die jetzt (September) noch keine ersten Arbeiterinnen haben, oder gar noch keine Eier gelegt haben, sollte man dennoch allm�hlich einwintern, NICHT sie zwingen wollen, dass sie bis dahin doch noch ein paar Arbeiterinnen aufziehen. Nur wenn noch Puppen vorhanden sind, sollte man die K�niginnen bei gem��igten Temperaturen belassen (k�hler Keller, schattiger (!) Platz au�erhalb des Hauses mit nat�rlichem Temperaturgang etc.).
Am besten ist es für solche Völker, wenn man sie jetzt (September) bereits kühler hält, im Keller etc., keinesfalls sie den in diesen Wochen nochmals hohen Temperaturen in der Wohnung aussetzt oder sie gar zusätzlich beheizt.
Der "Winter" als Zeit der geringen Aktivität wird dadurch natürlich länger (evtl. 7 Monate von Anfang September bis Ende März), aber das tut den Tieren allemal besser als sie jetzt noch künstlich zu Aktivität zwingen zu wollen, oder sie dann bereits im Februar auszuwintern.
Letzteres würde zwar funktionieren, aber dann wäre der nächste Sommer evtl. bereits im Juli zu Ende, usw..  


So, jetzt lesen das hoffentlich alle derzeit wie auch k�nftig Betroffenen genau und ziehen die rechten Schl�sse aus dieser Darstellung.
Koloniegründende Königinnen, die jetzt (September) noch keine ersten Arbeiterinnen haben, oder gar noch keine Eier gelegt haben, sollte man dennoch allmählich einwintern, NICHT sie zwingen wollen, dass sie bis dahin doch noch ein paar Arbeiterinnen aufziehen. Nur wenn noch Puppen vorhanden sind, sollte man die Königinnen bei gemäßigten Temperaturen belassen (kühler Keller, schattiger (!) Platz außerhalb des Hauses mit natürlichem Temperaturgang etc.).


A. Buschinger
A. Buschinger
[[Kategorie:Ameisenhaltung]]

Aktuelle Version vom 29. März 2012, 17:46 Uhr

Dieser Artikel wurde zur Überarbeitung vorgeschlagen. Hilf mit, ihn zu verbessern!

Begründung: +Wikilinks, gliedern --DmdM 19:46, 29. Mär. 2012 (CEST)


Im Herbst wird immer wieder geklagt, dass die Ameisen "nichts fressen", kaum das Nest verlassen, dass keine Eier mehr gelegt werden, keine Puppen mehr auftauchen.


1.) Ameisen bereiten sich auf die Überwinterung vor !
Natürlich ist das bei den verschiedenen Gattungen etwas unterschiedlich.
Aber im Prinzip macht es für die Ameisen keinen Sinn, jetzt noch Eier zu legen: Die können nur bei ganz wenigen mediterranen Arten den Winter überstehen, bei den meisten einheimischen würden sie unter natürlichen Bedingungen im Freien erfrieren, sie wären eine verlorene Investition.
Dasselbe gilt für Puppen: Bei keiner einheimischen Art überstehen Puppen, ob nackte oder mit Kokon, den natürlichen Winter. Also lassen die Ameisen lieber die Larven überwintern, füttert sie nicht weiter. (Ausnahmen sind die Formica-Arten, einschl. Raptiformica und Serviformica: Sie versuchen, die letzten Larven zur Verpuppung und noch zum Schlüpfen zu bringen, denn die Völker überwintern ohne jegliche Brut. Vorräte werden in Form von Fettkörper in den adulten Arbeiterinnen eingelagert. Bei der traditionell eher zu reichlichen Fütterung im Formikar sind diese Speichertiere nach wenigen Tagen "zum Platzen voll", es besteht also auch hier kein Grund mehr, weiteres Futter anzunehmen).


Somit ist es absolut normal, dass Eure Ameisen sich jetzt ganz anders verhalten als im Frühjahr oder Sommer! (Und nun komme niemand auf die Idee, dass die Ameisen im Formikar ja nicht wüssten, dass es draußen bald kalt wird, und kein Futter mehr zu finden sein wird! Wohl alle heimischen Arten haben so viel "endogenen Jahresrhythmus", dass sie nach einer gewissen Zeit der aktiven Brutaufzucht eine Pause einlegen. Unterschiede gibt es nur darin, dass z.B. Camponotus ihre Winterruhe auch bei höherer Temperatur einhalten, während die meisten anderen Arten nicht nur von sich aus Pause machen, sondern dazu auch noch niedrige bis sehr niedrige Temperaturen benötigen. Bei Camponotus ist die Möglichkeit der "warmen" Überwinterung übrigens auch nur für C. ligniperdus und C. herculeanus nachgewiesen). Erhöhte Larvensterblichkeit im Herbst kann die Folge sein, wenn sommerlich hohe Temperaturen zu lange auf die Tiere einwirken (evtl. das Problem bei schmidi!).


2.) Bei vielen Eurer Ameisen ist der Jahreszyklus gestört!
Auch wenn man die Tiere erst im April aus dem Winter in Frühjahrstemperaturen gebracht hat, ist ihr subjektiver Sommer schneller abgelaufen als in der Natur, d.h., die Tiere bereiten sich früher auf die Überwinterung vor (stoppen Eiablage, Verpuppung etc., s.o.). Das liegt daran, dass die Tiere im Formikar, in der Wohnung, ab dem Frühjahr durchgängig höhere Temperaturen und mehr Futter hatten als vergleichbare Kolonien in der Natur:
In jedem Sommer, mal mehr, mal weniger, gibt es kürzere oder längere Perioden mit Regen und unangenehm niedrigen Temperaturen. Auch nachts ist es im Freien kälter als in der Wohnung. Diese Zeiten, in denen die Brut der Ameisen in der Natur sich langsamer entwickelt und wenig oder kein Futter eingebracht werden kann, addieren sich leicht auf 6-8 Wochen, wenn man von April bis Ende September rechnet. Entsprechend bereiten sich manche Völker in der Haltung bereits ab August "vorzeitig" auf die Überwinterung vor. Sie haben ihren "Sommer-job" erledigt, "gefühlsmäßig" müsste es für diese Ameisen schon längst wieder Winter sein.


Am besten ist es für solche Völker, wenn man sie jetzt (September) bereits kühler hält, im Keller etc., keinesfalls sie den in diesen Wochen nochmals hohen Temperaturen in der Wohnung aussetzt oder sie gar zusätzlich beheizt. Der "Winter" als Zeit der geringen Aktivität wird dadurch natürlich länger (evtl. 7 Monate von Anfang September bis Ende März), aber das tut den Tieren allemal besser als sie jetzt noch künstlich zu Aktivität zwingen zu wollen, oder sie dann bereits im Februar auszuwintern. Letzteres würde zwar funktionieren, aber dann wäre der nächste Sommer evtl. bereits im Juli zu Ende, usw..

Koloniegründende Königinnen, die jetzt (September) noch keine ersten Arbeiterinnen haben, oder gar noch keine Eier gelegt haben, sollte man dennoch allmählich einwintern, NICHT sie zwingen wollen, dass sie bis dahin doch noch ein paar Arbeiterinnen aufziehen. Nur wenn noch Puppen vorhanden sind, sollte man die Königinnen bei gemäßigten Temperaturen belassen (kühler Keller, schattiger (!) Platz außerhalb des Hauses mit natürlichem Temperaturgang etc.).

A. Buschinger