Fressfeinde von Ameisen: Ameisenlöwen: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
(→Der Ameisenlöwe: Fettschrift) |
||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
=== Der Ameisenlöwe === | === Der Ameisenlöwe === | ||
(Ordnung Planipennia, Hafte; Fam. Myrmeleontidae, Ameisenjungfern und Ameisenlöwen). | (Ordnung Planipennia, Hafte; Fam. Myrmeleontidae, Ameisenjungfern und Ameisenlöwen). | ||
In Deutschland gibt es sechs Arten aus dieser Gruppe, die häufigsten sind Euroleon nostras und Myrmeleon formicarius. Alle Arten sind „besonders geschützt“, dürfen also nicht aus der Natur entnommen, gestört oder anderweitig beeinträchtigt werden. | In Deutschland gibt es sechs Arten aus dieser Gruppe, die häufigsten sind Euroleon nostras und Myrmeleon formicarius. '''Alle Arten sind „besonders geschützt“, dürfen also nicht aus der Natur entnommen, gestört oder anderweitig beeinträchtigt werden.''' | ||
Die Larven, die so genannten Ameisenlöwen, legen die bekannten Sandtrichter an, Gruben in trockenem Sand oder lockerer Erde an geschützten Stellen und in trockenwarmen (xerothermen) Gebieten (Bild 1, 2). | Die Larven, die so genannten Ameisenlöwen, legen die bekannten Sandtrichter an, Gruben in trockenem Sand oder lockerer Erde an geschützten Stellen und in trockenwarmen (xerothermen) Gebieten (Bild 1, 2). |
Version vom 29. Mai 2011, 10:07 Uhr
Der Ameisenlöwe
(Ordnung Planipennia, Hafte; Fam. Myrmeleontidae, Ameisenjungfern und Ameisenlöwen). In Deutschland gibt es sechs Arten aus dieser Gruppe, die häufigsten sind Euroleon nostras und Myrmeleon formicarius. Alle Arten sind „besonders geschützt“, dürfen also nicht aus der Natur entnommen, gestört oder anderweitig beeinträchtigt werden.
Die Larven, die so genannten Ameisenlöwen, legen die bekannten Sandtrichter an, Gruben in trockenem Sand oder lockerer Erde an geschützten Stellen und in trockenwarmen (xerothermen) Gebieten (Bild 1, 2).
Am Grund des Trichters im Sand vergraben wartet der Ameisenlöwe darauf, dass eine Ameise oder ein anderes kleines Insekt den steilen Hang des Trichters hinab rutscht. Versucht die Beute sich zu retten, wirft der Ameisenlöwe gezielt mittels Kopf und Saugzangen Sand in die Richtung des Opfers und bringt damit den Hang noch mehr ins Rutschen. Als Beute dienen neben Ameisen z.B. auch kleine Käfer und sogar Asseln.
Der Ameisenlöwe ergreift die Beute mit seinen Saugzangen (Bild 3), und injiziert ein schnell wirkendes Gift aus seinen Mandibeldrüsen. Wenn die Beute nach 1-2 Minuten tot ist, werden Verdauungssekrete aus dem Mitteldarm des Ameisenlöwen in die Beute gepumpt. Nach wenigen Minuten ist das Innere des Opfers aufgelöst, und der Ameisenlöwe kann es, je nach Größe, innerhalb von ½ bis 1 Stunde aussaugen. Den leeren Rest wirft er über den Rand des Sandtrichters nach außen.
Das Larvenleben des Ameisenlöwen dauert bis zu zwei Jahre. Dann verpuppt er sich im Sand, in dem er einen etwa 1 cm großen, kugelförmigen, außen mit Sandkörnern beklebten Kokon spinnt. Die Puppenruhe dauert wenige Wochen, oder aber über den Winter hinweg. Aus dem Kokon schlüpft eine schlanke Imago, die Ameisenjungfer (Bild 4), die einer Kleinlibelle ähnlich sieht. Von diesen unterscheidet sie sich allerdings durch die dick gekeulten Fühler.
Der Ameisenlöwe (alle Arten) benötigt kein Trinkwasser. Er muss auch nur alle 1 bis 2 Wochen Beute machen, wenn diese genügend groß ist. Der in Bild 2 bzw. 3 gezeigte nahm auch täglich 2-3 Lasius niger-Arbeiterinnen, wenn man sie in den Trichter warf. Wie bei Ameisenlarven ist der Darm des Ameisenlöwen zwischen Mittel- und Enddarm verschlossen. Erst bei der Verpuppung werden die bis dahin im Mitteldarm gespeicherten Verdauungsrückstände als Meconium abgestoßen. Exkrete der Malpighigefäße können allerdings ausgeschieden werden. Aus den Malpighigefäßen stammt auch das Seidensekret, das zum Bau des Kokons verwendet wird. (Bei Ameisen wird dazu ein Sekret der Speicheldrüsen eingesetzt!).
Die Imago (das adulte, erwachsene Tier) (Bild 4) fliegt ziemlich träge umher, frisst kaum etwas, verpaart sich, und die Weibchen legen in der Dämmerung ihre Eier auf geeigneten sandig-trockenen Flächen ab, wobei sie im Flug mit den Hinterbeinen die Qualität des Bodens ertasten.
Bild 1: Ein wahres Trichterfeld haben die Ameisenlöwen im Botanischen Garten der TU Darmstadt angelegt: Unter einem Erker und vor einem Kellerfenster des Instituts für Botanik ist für Ameisen kaum ein Durchkommen. Der Kugelschreiber mit roter Kappe dient als Größenvergleich.
Bild 2: Trichter eines Ameisenlöwen in einer Kunststoff-Eispackung mit Spielsand für Sandkisten. Gebaut wird nur abends oder nachts; für die Neuanlage eines solchen Trichters benötigt der Ameisenlöwe kaum eine Stunde.
Bild 3: Ameisenlöwe, letztes Larvenstadium, ca. 1 cm lang (aus dem Trichter von Bild 2). Deutlich erkennbar sind die großen „Zangen“, die aus Mandibeln und Maxillen zusammengesetzt sind. Zwischen den beiden Teilen läuft jeweils ein Kanal, durch den Verdauungssekrete und Nahrungsbrei transportiert werden. Die beiden Kanäle sind die einzigen Zugänge zum Mundraum, die eigentliche Mundöffnung ist zugewachsen. Dank der nach vorn gerichteten Beine kann der Ameisenlöwe nur rückwärts kriechen, wobei er sich stets rasch in den Boden einzugraben sucht. Zum Trichterbau gräbt er sich rückwärts in einer Spiralbewegung ein, wobei er mit dem flachen Kopf und den zusammen gelegten Saugzangen den Sand immer nach einer Seite schräg hoch wirft.
Bild 4: Eine Ameisenjungfer. Die braunen Flecken auf den Flügeln (es sind zwei Paar Flügel) zeigen, dass es sich um die Art Euroleon nostras handelt. Das Foto wurde mir von einem Freund zugemailt, dem die Jungfer ins Bett geflogen war.
Ameisenlöwen und Ameisenjungfern sind bei uns geschützt. Man kann dennoch einen Ameisenlöwen für ein paar Tage bis eine Woche(!) in einem geeigneten Behälter mit trockenem Sand unterbringen und ihn mit ein paar Beutetieren versorgen. Anschließend muss man ihn aber unbedingt wieder an seinen Ort zurück bringen! Es ist ohnehin nicht mehr zu sehen als der Beutefang. Wenn er sich verpuppt hat und die Imago schließlich aus dem Sand kriecht, benötigt sie unbedingt aufrechte Pflanzenstängel um sich daran so „aufzuhängen“, dass sie die Flügel richtig entfalten und aushärten kann. In einem geschlossenen Behälter entstehen verkrüppelte Flügel, so dass das Tier nicht flugfähig ist und sich nicht fortpflanzen kann.
Leider gibt es Internet-Händler, die Ameisenlöwen samt „Habitat“ verkaufen. Vom Kauf sollte dringend abgesehen werden: Gefahr der Faunenverfälschung! Kein Käufer erfährt, woher die Tiere sind und welcher Art sie angehören. Außerdem sind die Tiere, abgesehen von Trichterbau und Beutefang, stinklangweilig und die adulten Tiere kann man in Gefangenschaft nicht weiterzüchten.