Dominanzhierarchie: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(neu angelegt, mit der Bitte um Mithilfe bei der Erweiterung!)
 
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 9: Zeile 9:
In einem Lebensraum nutzen verschiedene Ameisenarten teilweise die gleichen, ergiebigen Nahrungsquellen - [[Honigtau]] sei hier als prominentes Beispiel genannt. Dabei werden solche Ressourcen manchmal bitter [[Kampf|verteidigt]], an anderer Stelle aber werden Mitnutzer toleriert.  
In einem Lebensraum nutzen verschiedene Ameisenarten teilweise die gleichen, ergiebigen Nahrungsquellen - [[Honigtau]] sei hier als prominentes Beispiel genannt. Dabei werden solche Ressourcen manchmal bitter [[Kampf|verteidigt]], an anderer Stelle aber werden Mitnutzer toleriert.  


Der Grund für dieses Verhalten wird in einer Kostenersparnis gesehen; sowohl die dominante als auch die untergeordnete Art sparen sich die Ressourcen für eine Auseinandersetzung.  
Der Grund für dieses Verhalten wird in einer Kostenersparnis auf beiden Seiten gesehen: Sowohl die dominante als auch die untergeordnete Art sparen sich die Ressourcen für eine Auseinandersetzung.  


Die Einordnung als untergeordnete oder dominante Art ist keinesfalls als feste Größe anzusehen; je nach [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Potenz ökologischer Potenz] einer Art können schon kleinräumige Veränderungen Arten einen bedeutenden Vorteil verschaffen, der ihnen lokal oder in größeren Gebieten zur Dominanz verhilft. So ist von ''[[Lasius emarginatus]]'' bekannt, dass diese Art im ostdeutschen Raum südlich von 51 °N die Stellung der sonst weit verbreiteten ''[[Lasius niger]]'' einnimmt.<ref name="seifert">'''Bernhard Seifert''': ''Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas''. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007, ISBN 978-3-936412-03-1.</ref>
Die Einordnung als untergeordnete oder dominante Art ist keinesfalls als feste Größe anzusehen; je nach [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Potenz ökologischer Potenz] einer Art können schon kleinräumige Veränderungen Arten einen bedeutenden Vorteil verschaffen, der ihnen lokal oder in größeren Gebieten zur Dominanz verhilft. So ist von ''[[Lasius emarginatus]]'' bekannt, dass diese Art im ostdeutschen Raum südlich von 51 °N die Stellung der sonst weit verbreiteten ''[[Lasius niger]]'' einnimmt.<ref name="seifert">'''Bernhard Seifert''': ''Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas''. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007, ISBN 978-3-936412-03-1.</ref>


===Beispiel: Mitteleuropa===
===Beispiel Mitteleuropa===
Ein Beispiel einer Hierarchie wie man sie an vielen Stellen eines mitteleuropäischen, städtischen Lebensraums antreffen wird:
Ein Beispiel einer Hierarchie wie man sie an vielen Stellen eines mitteleuropäischen, städtischen Lebensraums antreffen wird:
*''[[Lasius]]'' sp., z. B. ''[[Lasius niger|niger]]''
*''[[Lasius]]'' sp., z. B. ''[[Lasius niger|niger]]''
*''[[Myrmica]]'' sp., z. B. ''[[Myrmica rubra|rubra]]''
*''[[Myrmica]]'' sp., z. B. ''[[Myrmica rubra|rubra]]''
*kleine, individuenarme ''[[Leptothorax]]''- oder ''[[Temnothorax]]''-Kolonien  
*kleine, individuenarme ''[[Leptothorax]]''- und ''[[Temnothorax]]''-Kolonien
Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ''L. niger'' keinesfalls immer die dominante Art sein muss; wegen des komplexen Beziehungsgefüges zwischen belebter und unbelebter Umwelt lassen sich keine allgemeinen Schlüsse ziehen.
Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ''Lasius (niger)'' keinesfalls immer die dominante Art sein muss; wegen des komplexen Beziehungsgefüges zwischen belebter und unbelebter Umwelt lassen sich keine allgemeinen Schlüsse ziehen.


==Hierarchien innerhalb von Kolonien==
==Hierarchien innerhalb von Kolonien==
[[Bild:Harpegnathos_saltator_fight.jpg|thumb|Eine Arbeiterin von ''H. saltator'' tötet eine Königin]]
[[Bild:Harpegnathos_saltator_fight.jpg|thumb|Eine Arbeiterin von ''H. saltator'' tötet eine Königin]]
Von der [[Schnappkiefer]]ameise ''[[Harpegnathos saltator]]'' ist bekannt, dass innerhalb einer Kolonie eine Rangfolge zwischen Arbeiterinnen und [[Gamergate]]n besteht.<ref>Christian Peeters & Bert Hölldobler 1995: Reproductive Cooperation Between Queens and Their Mated Workers: The Complex Life History of an ant With a Valuable Nest; PNAS 92, No. 24, 10977-10979  
Von der [[Schnappkiefer]]ameise ''[[Harpegnathos saltator]]'' ist bekannt, dass innerhalb einer Kolonie eine Rangfolge zwischen Arbeiterinnen und [[Gamergate]]n besteht.<ref>Christian Peeters & Bert Hölldobler 1995: Reproductive Cooperation Between Queens and Their Mated Workers: The Complex Life History of an ant With a Valuable Nest; PNAS 92, No. 24, 10977-10979</ref>


==Literatur==
==Literatur==

Version vom 20. Mai 2011, 15:52 Uhr

Als Dominanzhierarchie (engl. dominance hierarchy) bezeichnet man die Rangfolge von unterschiedlichen Arten oder Individuen beim Zugriff auf verschiedene Ressourcen, z. B. Nahrung. Untergeordnete gewähren dominanteren Arten den Zugriff, ohne dass es dabei zu einer kämpferischen Auseinandersetzung kommt; dominante Arten tolerieren die Anwesenheit von untergeordneten Arten, solange diese nicht "unangenehm" auffallen.

Rangordnungen können auf unterschiedlichen Ebenen eine Rolle spielen:

  • zwischen Individuen unterschiedlicher Arten
  • zwischen Individuen verschiedener Kolonien; bei ausgeprägt aggressiven Arten kommt es an dieser Stelle schnell zu Auseinandersetzungen, da in dem koloniefremden Artgenossen ein Konkurrent erkannt wird
  • zwischen Individuen einer Kolonie

zwischenartliche Dominanz und Hierarchie

In einem Lebensraum nutzen verschiedene Ameisenarten teilweise die gleichen, ergiebigen Nahrungsquellen - Honigtau sei hier als prominentes Beispiel genannt. Dabei werden solche Ressourcen manchmal bitter verteidigt, an anderer Stelle aber werden Mitnutzer toleriert.

Der Grund für dieses Verhalten wird in einer Kostenersparnis auf beiden Seiten gesehen: Sowohl die dominante als auch die untergeordnete Art sparen sich die Ressourcen für eine Auseinandersetzung.

Die Einordnung als untergeordnete oder dominante Art ist keinesfalls als feste Größe anzusehen; je nach ökologischer Potenz einer Art können schon kleinräumige Veränderungen Arten einen bedeutenden Vorteil verschaffen, der ihnen lokal oder in größeren Gebieten zur Dominanz verhilft. So ist von Lasius emarginatus bekannt, dass diese Art im ostdeutschen Raum südlich von 51 °N die Stellung der sonst weit verbreiteten Lasius niger einnimmt.[1]

Beispiel Mitteleuropa

Ein Beispiel einer Hierarchie wie man sie an vielen Stellen eines mitteleuropäischen, städtischen Lebensraums antreffen wird:

Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Lasius (niger) keinesfalls immer die dominante Art sein muss; wegen des komplexen Beziehungsgefüges zwischen belebter und unbelebter Umwelt lassen sich keine allgemeinen Schlüsse ziehen.

Hierarchien innerhalb von Kolonien

Eine Arbeiterin von H. saltator tötet eine Königin

Von der Schnappkieferameise Harpegnathos saltator ist bekannt, dass innerhalb einer Kolonie eine Rangfolge zwischen Arbeiterinnen und Gamergaten besteht.[2]

Literatur

  • Nico Blüthgen: How availability and quality of nectar and honeydew shape an Australian rainforest ant community; Dissertation 2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ Bernhard Seifert: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007, ISBN 978-3-936412-03-1.
  2. ^ Christian Peeters & Bert Hölldobler 1995: Reproductive Cooperation Between Queens and Their Mated Workers: The Complex Life History of an ant With a Valuable Nest; PNAS 92, No. 24, 10977-10979