Lasius neglectus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Lasius neglectus''''' (die "vernachlässigte" oder "übersehene" ''[[Lasius]]'') ist eine ursprünglich in Osteuropa und der Türkei beheimatete, und mittlerweile stark invasive Ameisenart. Sie breitet sich langsam nach Westen aus, und hat den Osten Deutschlands bereits erreicht. Auch nach Spanien und in andere europäische Länder gelangte sie durch Verschleppung, wahrscheinlich mit Erde in Blumentöpfen oder dergleichen. Auch in England hat man sie erstmals auf einer Insel entdeckt.
'''''Lasius neglectus''''' VAN LOON, BOOMSMA & ANDRASFALVY, 1990 (die "vernachlässigte" oder "übersehene" ''[[Lasius]]'') gehört in die Untergattung ''Lasius'' s.str., also die Verwandtschaftsgruppe, der auch ''Lasius niger'', ''L. platythorax'' und ''L. alienus'' angehören. Die Färbung ist recht einheitlich braun. Für weitere Merkmale empfiehlt es sich, bei Seifert (2007) nachzulesen. Einer der Erstbeschreiber, A. ANDRASFALVY, hatte die Art in Budapest entdeckt und zunächst als ''L. alienus'' eingeordnet, was die Ähnlichkeit der beiden Arten unterstreicht.


''L. neglectus'' ist eine stark invasive Art, die einheimische Arten verdrängt und in der Natur diverse Schäden anrichten kann, u. a. durch exzessive Blattlauszucht auf Obstbäumen. Im Honigtau siedeln sich Rußtau-Pilze an, deren schwarzer Belag den Pflanzen die Fotosynthese erschwert, und die Früchte unansehnlich macht.
Die Art dringt seit den 1970er Jahren aus Vorderasien nach Europa vor und ist laut SEIFERT (2007) „'''hoch invasiv'''“ . Das Vordringen nach Mitteleuropa erfolgt anscheinend durch passiven Transport mit Pflanzen und Erdmaterial. Brückenköpfe sind daher botanische Gärten und Gärtnereien. Nördlichste Vorkommen 2004 in Gent, Jena, Warschau. Auch in England hat man sie erstmals auf einer Insel entdeckt. In Europa bisher nur in urbanen oder stark anthropogen geformten Lebensräumen, nicht in naturnahen Bereichen gefunden.


Die Kolonien sind hochgradig [[Polygynie|polygyn]] und betreiben Inzucht, zumindest einzelne Populationen sind unikolonial.
''L. neglectus'' ist [[Polygynie|polygyn]] und bildet z.T. riesige Superkolonien. Aus Spanien wird eine 14 ha einnehmende Superkolonie auf 112.000.000 Arbeiterinnen und 360.000 Königinnen geschätzt. Die Begattung erfolgt im Nest, ein Schwarmflug fehlt, obwohl die Tiere die Fähigkeit dazu noch haben. Auch die '''haplometrotische Koloniegründung ist noch möglich (!)''', zur Verschleppung reicht eine einzige begattete Königin. Es kann mehrere Jahre dauern bis sich daraus eine auffallende Superkolonie entwickelt.  


Diese Ameise zieht auch in Wohnhäuser ein, wo sie gerne in elektrischen Anlagen siedelt. In der Folge treten Kurzschlüsse auf.
Ausgeprägte Förderung von Pflanzensaftsaugern und die Nestbautätigkeit verursachen Schäden in Gewächshäusern und im Freiland bis hin zum Absterben einzelner Bäume. Im Honigtau siedeln sich Rußtau-Pilze an, deren schwarzer Belag den Pflanzen die Fotosynthese erschwert und die Früchte unansehnlich macht.


Vor der noch rascheren Ausbreitung der Art z. B. durch den Ameisen-Handel muss dringend gewarnt werden! (In einem der Ameisenforen wurde die Art bereits als "für Anfänger geeignet" charakterisiert.)
''L. neglectus'' wird ferner '''in Häusern''' durch massives Auftreten an Nahrungsmitteln, in Küchen oder Kantinen äußerst lästig. Über Kurzschlüsse in Elektroinstallationen wird berichtet. Die Ameisen nutzen mit Ausnahme von Körnern und Samen alle für Ameisen bekannten Nahrungsressourcen.  


Ausführliche Informationen (in englischer Sprache) finden sich hier: [http://www.invasivespecies.net/database/species/ecology.asp?si=663 Global Invasive Species Database - ''Lasius neglectus'']
Im Forum der DASW wird über einen ersten '''Fall in Nordbayern''' berichtet, wo ein Haus mit 8 Familien von ''Lasius neglectus'' besiedelt ist. Die Bestimmung erfolgte durch Dr. B. Seifert:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=1023
 
Vor der noch rascheren Ausbreitung der Art z. B. durch Ameisenhalter und Ameisen-Handel muss äußerst dringend gewarnt werden! In einem der Ameisenforen wurde die Art bereits als "für Anfänger geeignet" charakterisiert. Insbesondere wegen der hohen Verwechslungsgefahr muss man von "polygynen" ''Lasius niger'' - ähnlichen Arten die Finger lassen!
 
Literatur und links:
 
VAN LOON, A.J., J.J. BOOMSMA & A. ANDRASFALVY (1990): A new polygynous Lasius species (Hymenoptera;Formicidae) from Central Europe. I. Description and general biology. - Insectes Sociaux 37(4):348-362.
 
[http://www.invasivespecies.net/database/species/ecology.asp?si=663 Global Invasive Species Database - ''Lasius neglectus'']


[[Kategorie:Lasius|neglectus]]
[[Kategorie:Lasius|neglectus]]

Version vom 21. November 2009, 10:33 Uhr

Lasius neglectus VAN LOON, BOOMSMA & ANDRASFALVY, 1990 (die "vernachlässigte" oder "übersehene" Lasius) gehört in die Untergattung Lasius s.str., also die Verwandtschaftsgruppe, der auch Lasius niger, L. platythorax und L. alienus angehören. Die Färbung ist recht einheitlich braun. Für weitere Merkmale empfiehlt es sich, bei Seifert (2007) nachzulesen. Einer der Erstbeschreiber, A. ANDRASFALVY, hatte die Art in Budapest entdeckt und zunächst als L. alienus eingeordnet, was die Ähnlichkeit der beiden Arten unterstreicht.

Die Art dringt seit den 1970er Jahren aus Vorderasien nach Europa vor und ist laut SEIFERT (2007) „hoch invasiv“ . Das Vordringen nach Mitteleuropa erfolgt anscheinend durch passiven Transport mit Pflanzen und Erdmaterial. Brückenköpfe sind daher botanische Gärten und Gärtnereien. Nördlichste Vorkommen 2004 in Gent, Jena, Warschau. Auch in England hat man sie erstmals auf einer Insel entdeckt. In Europa bisher nur in urbanen oder stark anthropogen geformten Lebensräumen, nicht in naturnahen Bereichen gefunden.

L. neglectus ist polygyn und bildet z.T. riesige Superkolonien. Aus Spanien wird eine 14 ha einnehmende Superkolonie auf 112.000.000 Arbeiterinnen und 360.000 Königinnen geschätzt. Die Begattung erfolgt im Nest, ein Schwarmflug fehlt, obwohl die Tiere die Fähigkeit dazu noch haben. Auch die haplometrotische Koloniegründung ist noch möglich (!), zur Verschleppung reicht eine einzige begattete Königin. Es kann mehrere Jahre dauern bis sich daraus eine auffallende Superkolonie entwickelt.

Ausgeprägte Förderung von Pflanzensaftsaugern und die Nestbautätigkeit verursachen Schäden in Gewächshäusern und im Freiland bis hin zum Absterben einzelner Bäume. Im Honigtau siedeln sich Rußtau-Pilze an, deren schwarzer Belag den Pflanzen die Fotosynthese erschwert und die Früchte unansehnlich macht.

L. neglectus wird ferner in Häusern durch massives Auftreten an Nahrungsmitteln, in Küchen oder Kantinen äußerst lästig. Über Kurzschlüsse in Elektroinstallationen wird berichtet. Die Ameisen nutzen mit Ausnahme von Körnern und Samen alle für Ameisen bekannten Nahrungsressourcen.

Im Forum der DASW wird über einen ersten Fall in Nordbayern berichtet, wo ein Haus mit 8 Familien von Lasius neglectus besiedelt ist. Die Bestimmung erfolgte durch Dr. B. Seifert: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=1023

Vor der noch rascheren Ausbreitung der Art z. B. durch Ameisenhalter und Ameisen-Handel muss äußerst dringend gewarnt werden! In einem der Ameisenforen wurde die Art bereits als "für Anfänger geeignet" charakterisiert. Insbesondere wegen der hohen Verwechslungsgefahr muss man von "polygynen" Lasius niger - ähnlichen Arten die Finger lassen!

Literatur und links:

VAN LOON, A.J., J.J. BOOMSMA & A. ANDRASFALVY (1990): A new polygynous Lasius species (Hymenoptera;Formicidae) from Central Europe. I. Description and general biology. - Insectes Sociaux 37(4):348-362.

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