Pandora: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Pilz Pandora myrmecophaga (vgl. Büchse der Pandora, aus der alles Schlechte quillt; myrmecophaga: der Ameisen fressende) verursacht bei Ameisen dar Gattung Formica (Untergattungen Formica und Serviformica) eine Verhaltensänderung ähnlich wie die Entwicklungsstadien des Kleinen Leberegels: Die Ameisen erklettern Grashalme und verbeißen sich kurz unter deren Spitze, wo sie sterben. Der Pilz treibt sog. Rhizoide (wurzelähnliche Gebilde) aus, womit die Ameise mit dem Grashalm fest verbunden wird. Anschließend wachsen pelzartige Gebilde aus. Die erhöhte Position der Ameisen sichert eine bessere Ausbreitung der Pilzsporen durch Wind.
Der Pilz Pandora myrmecophaga (vgl. Büchse der Pandora, aus der alles Schlechte quillt; myrmecophaga: der Ameisen fressende) verursacht bei Ameisen dar Gattung Formica (Untergattungen Formica und Serviformica) eine Verhaltensänderung ähnlich wie die Entwicklungsstadien des Kleinen Leberegels: Die Ameisen erklettern Grashalme und verbeißen sich kurz unter deren Spitze, wo sie sterben. Der Pilz treibt sog. Rhizoide (wurzelähnliche Gebilde) aus, womit die Ameise mit dem Grashalm fest verbunden wird. Anschließend wachsen pelzartige Gebilde aus. Die erhöhte Position der Ameisen sichert eine bessere Ausbreitung der Pilzsporen durch Wind.


Befallene Ameisen werden etwa einen Tag vor dem Tode träge und bewegen sich unkoordiniert. Dann klettern sie auf den Grashalm, wobei sie sich ähnlich wie ein betrunkener Mensch verhalten sollen. Ist eine Ameise festgebissen, stirbt sie innerhalb einiger Stunden und wenige Stunden später ist sie durch die Rhizoide fest mit dem Grashalm verbunden.
Befallene Ameisen werden etwa einen Tag vor dem Tode träge und bewegen sich unkoordiniert. Dann klettern sie auf den Grashalm, wobei sie sich ähnlich wie ein betrunkener Mensch verhalten sollen. Ist eine Ameise festgebissen, stirbt sie innerhalb einiger Stunden und wenige Stunden später ist sie durch die Rhizoide fest mit dem Grashalm verbunden (s. Bild).


Beobachtet wurde die Infektion nun in den Niederlanden, an Formica rufa. An 16 von 74 untersuchten Nestern (22 %) wurden infizierte Ameisen gefunden, im Oktober 2007.
Beobachtet wurde die Infektion nun in den Niederlanden, an Formica rufa. An 16 von 74 untersuchten Nestern (22 %) wurden infizierte Ameisen gefunden, im Oktober 2007.
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Ameisenhalter und die Importeure ausländischer Ameisen sollten dies als eine weitere Warnung verstejen: Man kann zusammen mit exotischen Ameisen auch solche Parasiten importieren, und wie weit sie auf einheimische Ameisen übertragbar sind, kann niemand vorhersagen!
Ameisenhalter und die Importeure ausländischer Ameisen sollten dies als eine weitere Warnung verstejen: Man kann zusammen mit exotischen Ameisen auch solche Parasiten importieren, und wie weit sie auf einheimische Ameisen übertragbar sind, kann niemand vorhersagen!
[[bild:Pandora_myrmecophaga,_Boer_MN.jpg]]
Eine am Grashalm festgebissene, von Pandora myrmecophaga befallene Formica rufa.
(Mit Genehmigung des Bildautors Harms Nielsen).


(A. Buschinger, 06. Juni 2008)
(A. Buschinger, 06. Juni 2008)

Version vom 14. Juni 2008, 18:24 Uhr

Beobachtungen zur “Wipfelkrankheit” bei Formica rufa

Boer, P. (2008): Observations of summit disease in Formica rufa Linnaeus, 1761 (Hymenoptera: Formicidae). Myrmecol. News 11: 63-66 Online Earlier

Der Pilz Pandora myrmecophaga (vgl. Büchse der Pandora, aus der alles Schlechte quillt; myrmecophaga: der Ameisen fressende) verursacht bei Ameisen dar Gattung Formica (Untergattungen Formica und Serviformica) eine Verhaltensänderung ähnlich wie die Entwicklungsstadien des Kleinen Leberegels: Die Ameisen erklettern Grashalme und verbeißen sich kurz unter deren Spitze, wo sie sterben. Der Pilz treibt sog. Rhizoide (wurzelähnliche Gebilde) aus, womit die Ameise mit dem Grashalm fest verbunden wird. Anschließend wachsen pelzartige Gebilde aus. Die erhöhte Position der Ameisen sichert eine bessere Ausbreitung der Pilzsporen durch Wind.

Befallene Ameisen werden etwa einen Tag vor dem Tode träge und bewegen sich unkoordiniert. Dann klettern sie auf den Grashalm, wobei sie sich ähnlich wie ein betrunkener Mensch verhalten sollen. Ist eine Ameise festgebissen, stirbt sie innerhalb einiger Stunden und wenige Stunden später ist sie durch die Rhizoide fest mit dem Grashalm verbunden (s. Bild).

Beobachtet wurde die Infektion nun in den Niederlanden, an Formica rufa. An 16 von 74 untersuchten Nestern (22 %) wurden infizierte Ameisen gefunden, im Oktober 2007.

Obwohl der Pilz und seine Wirkung auf die Ameisen bereits seit den 60er und 70er Jahren bekannt waren, ist sehr wenig darüber berichtet worden. Es wäre wünschenswert, wenn Ameisenfreunde die Augen offen hielten und solche Beobachtungen z.B. der Deutschen Ameisenschutzwarte melden würden.

Ameisenhalter und die Importeure ausländischer Ameisen sollten dies als eine weitere Warnung verstejen: Man kann zusammen mit exotischen Ameisen auch solche Parasiten importieren, und wie weit sie auf einheimische Ameisen übertragbar sind, kann niemand vorhersagen!

Pandora myrmecophaga, Boer MN.jpg

Eine am Grashalm festgebissene, von Pandora myrmecophaga befallene Formica rufa. (Mit Genehmigung des Bildautors Harms Nielsen).

(A. Buschinger, 06. Juni 2008)