Blattlauszucht

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Die Blattläuse oder Aphidina sind eine Gruppe der Insekten und gehören zu den Pflanzenläusen (Sternorrhyncha). Von den bekannten 3000 Arten leben in Mitteleuropa etwa 850. Alle Blattläuse ernähren sich von Pflanzensaft und gelten aus diesem Grund meist als Schädlinge. Außerdem können viele Arten Krankheiten in Form von Viren übertragen oder Pflanzengallen induzieren.

Eine gezielte, kontrollierte „Zucht“ von Blatt-, Rinden-, Wurzelläusen etc. ist für den privaten Ameisenhalter so gut wie unmöglich. Unter Zucht ist dabei nicht die kurzfristige Haltung zu verstehen, sondern eine dauerhafte Erhaltung über Generationen von Blattläusen hinweg, auch z.B. mit eingeschalteter Überwinterung der Blattläuse z.B. in Form von Eiern. Wissenschaftler haben sich über Jahrzehnte darum bemüht, vor allem auch die Haltung von der natürlichen Wirtspflanze unabhängig zu machen. Man hat künstlich zusammengesetzte Diäten in sachets („Kissen“) aus Parafilm® angeboten, so dass man einzelne Inhaltsstoffe, Vitamine etc., zufügen, weglassen, oder unterschiedlich dosieren konnte. Dies gelingt, ist aber mit erheblichem Aufwand verbunden.

Kurzfristige Haltung von Blattläusen ist dagegen kein Problem, so lange man nicht versuchen will, die Läuse von ihrer natürlichen Wirtspflanze weg auf irgendwelche andere Pflanzen zu übertragen. Die Aphiden sind alle mehr oder weniger wirtsspezifisch, einige Arten befallen mehrere Wirtspflanzen-Arten.

Manche Arten siedeln als ungern gesehene Schädlinge auf Zimmerpflanzen. Solche Pflanzen, oder abgeschnittene Teile davon, kann man natürlich jederzeit in ein Formikarium stellen, wo man über Tage oder sogar Wochen hinweg beobachten kann, wie die Ameisen diese Läuse „melken“. Irgendwann geht meist die Wirtspflanze zugrunde, oder der Läusebesatz geht zurück. Dann kann man eine neue verlauste Pflanze einsetzen.

Am einfachsten ist es im Sommer: Man schneidet einen von Blattläusen besiedelten Trieb von einem Strauch oder Baum ab, steckt ihn z.B. in ein wassergefülltes Reagenzglas, verschließt dessen Öffnung um den Stängel herum dicht mit Haushaltsfolie und stellt das Reagenzglas aufrecht oder leicht schräg in das Formikarium (in den Boden eingebohrt, mit Steinen festgehalten etc.). Ein an den Zweig gelehnter Holzspan erleichtert den Ameisen ggf. den Zugang. Auch hier kann man das Treiben der Ameisen über mehrere Tage verfolgen. Wenn die „Qualität“ des Zweiges sich verschlechtert, wandern die Läuse oft ab. Dann wird es Zeit, den Zweig durch einen neuen zu ersetzen (falls man noch nicht genug gesehen hat).

Siehe hierzu auch natürliche Ernährung.

Wichtige Ergänzungen:

In diversen Foren wird immer wieder geklagt, dass die Blattläuse bald nach dem Einbringen einer Pflanze oder eines abgeschnittenen Pflanzenteils abwandern. Was sind die Gründe? Blattläuse werden zwar zu den „Pflanzensaugern“ gerechnet. Aber die Bezeichnung stammt aus einer Zeit, zu der man das Folgende noch nicht gewusst hat.

1.) Der Pflanzensaft (Phloemsaft) steht unter Druck! Wenn die Laus ihren Rüssel in eine Siebröhre gebohrt hat, muss sie nicht saugen, sondern muss sogar den Saftfluss bremsen. Sie wird von dem Phloemsaft buchstäblich „durchströmt“. Wenn die Pflanze welkt, sinkt ihr Innendruck („Turgor“), sie wird schlaff. Dann fließt nichts mehr nach, und weil die Laus gar nicht saugen kann, wandert sie ab auf der Suche nach einem frischen Pflanzenteil.

2.) Der Zucker im Phloemsaft, der dann im Honigtau auftaucht, entsteht in der Pflanze unter Lichteinwirkung, je mehr Licht, desto mehr Zucker. Wenn die Pflanze aus dem hellen Sonnen- oder Tageslicht ins dämmerige Zimmer/Formikar gebracht wird, verringert sich die Photosynthese und der Phloemsaft enthält zu wenig Zucker. Auch dann sucht die Blattlaus das Weite, und ihr Honigtau ist für die Ameisen uninteressant. Dann werden eher die „Kühe“ geschlachtet und als Proteinfutter benutzt.

Wehrsekret der Blattläuse:

Nicht jede Blattlausart lässt sich von Ameisen „melken“. Bestimmte Blattläuse haben am Hinterende, oberhalb des Afters, zwei Röhrchen, so genannte Siphonen. (Bis etwa 1965 hat man geglaubt, dass der Honigtau daraus abgesondert würde, nicht aus dem After, wie man seitdem weiß). Die Siphonen sondern ein Wehrsekret ab, je nach Art stärker oder schwächer. Das kann durchaus sogar Ameisen in die Flucht schlagen.

Folgerung für die Halter von Ameisen:

1.) Am besten einen Zweig mit Blattläusen nehmen, an dem Ameisen diese melken (die fremden Ameisen muss man natürlich vertreiben).

2.) Der Zweig muss gleich in Wasser gestellt werden.

3.) Die Arena mit dem Zweig muss hell beleuchtet werden (am Fenster, oder mittels einer Pflanzenleuchte).

Risiken

Die Pflanzenlauszucht birgt in der Haltung gleich eine ganze Batterie an Nachteilen, aber auch einige Risiken. Die Nachteile beschränken sich zumeist auf den Halter, hier vor allem der Arbeitsaufwand, Kosten und der Platzbedarf... die Risiken jedoch können auch die Ameisen betreffen.

Das größte Risiko ist die Einschleppung von Parasiten. In der Natur werden Pflanzenläuse von Ameisen bewirtschaftet und sind somit potentielle Träger von Ameisenspezifischen Parasiten... Ein großes Risiko? Ja und nein... wenn alle Pflanzenläuse Parasiten tragen würden, wären die Ameisen bereits ausgerottet. Andererseits besitzen freilebende Ameisen eine bessere Abwehr gegen Krankheiten und Parasiten, unsere Haustiere sind allgemein anfälliger gegen Infektionen.... sei es durch die qualitativ schlechtere Ernährung, sei es durch den stark eingeschränkten Aktionsradius.

Ein weiteres Risiko ist natürlich die Infektion der Zimmerpflanzen mit Läusen. Bereits eine entkommene, adulte Blattlaus kann verheerende Folgen für Mutters Blumenbank haben... und das kann böse Ärger geben. Wichtig im Zusammenhang mit der Lauszucht/-haltung ist das Wissen über deren biologische Bekämpfung... so ist neben der Blattlauszucht gleich eine florierende Marienkäfer (Coccinella)-Haltung angesagt, das benötigte Futter ist immer reichlich vorhanden!