Myrmecophilus acervorum

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Ameisengrille
Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum), ♀

Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum), ♀

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Langfühlerschrecken (Ensifera)
Familie: Ameisengrillen (Myrmecophilidae)
Gattung: Myrmecophilus
Art: Ameisengrille
Wissenschaftlicher Name
Myrmecophilus acervorum
(Panzer, 1799)


Die Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum) ist eine Langfühlerschrecke aus der Familie der Ameisengrillen (Myrmecophilidae). Sie lebt in Gesellschaft mit Ameisen. Die Art ist in Europa weit verbreitet. Auf Grund ihrer versteckten Lebensweise und geringen Größe sind Lebensweise und Verbreitung nur unzureichend untersucht.

Merkmale

Ameisengrillen werden 2,5 bis 4 Millimeter lang und sind damit die kleinsten mitteleuropäischen Langfühlerschrecken. Sie haben einen elliptisch geformten, gedrungenen Körper, der dorsoventral etwas abgeflacht ist. Die Grundfarbe des Körpers ist hell- bis dunkelbraun, die Ränder von Pro- und Mesonotum am Thorax sind aber auffallend heller gefärbt. Flügel und Gehörorgane sind nicht ausgebildet, die Facettenaugen sind nicht voll entwickelt. Die Fühler sind relativ kurz und kräftig. Die Schenkel (Femora) der Hinterbeine sind stark verdickt. Die spindelförmigen Cerci stehen am Hinterleibsende rechtwinkelig zu beiden Seiten ab. Die Legeröhre (Ovipositor) ist kräftig gebaut. Männchen sind bislang nicht nachgewiesen. Die Art ist in Mitteleuropa unverwechselbar.

Von manchen Autoren wurden zwei Formen unterschieden, die sich in ihrer Größe unterscheiden; diese wurden zum Teil sogar als eigene Arten angesehen. Da die beiden Formen jedoch auch nebeneinander im selben Ameisennest auftreten und es dazwischen Übergangsformen gibt, kann auf Grund der fehlenden taxonomisch verwertbaren Unterschiede davon ausgegangen werden, dass eine solche Unterscheidung nicht gerechtfertigt ist.

Vorkommen

Die genaue Verbreitung der Tiere ist auf Grund ihrer versteckten Lebensweise schlecht dokumentiert. Die Art kommt zumindest vom Norden Frankreichs über Luxemburg, Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Rumänien bis nach Russland vor. In Südeuropa und Nordafrika kommen weitere Arten der Gattung Myrmecophilus vor, die Myrmecophilus acervorum sehr ähneln. Die Tiere leben in verschiedenen Lebensräumen, wie etwa Parks und Wäldern, auf Magerrasen, in Kiesgruben und an Feldrainen, aber auch im Siedlungsgebiet. Man findet sie fast ausschließlich in Ameisennestern und nur selten abseits von diesen.

Lebensweise

Die Ameisengrille lebt vergesellschaftet mit Ameisen. Ihr Wirtsspektrum ist relativ breit, man konnte sie bislang außer bei den Urameisen (Ponerinae) bei Gattungen aller übrigen mitteleuropäischen Unterfamilien, wie etwa Myrmica, Tetramorium, Tapinoma, Formica oder Lasius nachweisen; letztere werden aber besonders bevorzugt. Es wird vermutet, dass sie sich parasitisch von der Brut, den Eiern und auch den Vorräten der Ameisen ernähren; die Nahrungsaufnahme ist aber nur von wenigen Einzelbeobachtungen bekannt. Wahrscheinlich werden sie in den Nestern geduldet, da sie den individuellen Geruch eines Nestes annehmen können. Bei Versuchen wurde festgestellt, dass sie sich sehr zurückhaltend verhalten und bei Berührung mit Ameisen sehr schnell ausweichen, wenn man sie in ein fremdes Nest setzt.

Fortpflanzung

Die Tiere besitzen weder Stridulations- noch Hörorgane und geben keine Laute von sich. Man geht davon aus, dass sich die Art, anders als die übrigen Vertreter der Gattung, ausschließlich parthenogenetisch vermehrt, da bislang noch keine männlichen Ameisengrillen gefunden wurden. Die Eier werden einzeln abgelegt, wobei zumindest 24 Stunden zwischen zwei Eiablagen liegen. Die Entwicklung bis zum adulten Insekt benötigt zwei Jahre. Man findet die Imagines von April bis Oktober, vermutlich überwintern sie auch.

Gefährdung und Schutz

Da die Verbreitung bzw. die Habitatansprüche und auch die Lebensweise der Ameisengrille nur unzureichend erforscht sind, kann eine Gefährdung der Art meist nur vermutet werden. In Deutschland wird die Art daher in der Roten Liste in Kategorie "D", „Gefährdung anzunehmen, aber Gefährdungsstatus ungekannt“ eingestuft.

Quellen

Literatur

  • Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
  • Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
  • Eva Junker (1997): Untersuchungen zur Lebensweise und Entwicklung von Myrmecophilus acervorum (Panzer 1799) (Saltatoria: Myrmecophilidae). - Articulata 12 (2): 93-106.

Weblinks

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